Die Autorin über sich:
Geboren 1959, wuchs ich inmitten einer kinderreichen und turbulenten Familie im Rheinland auf. Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau und einem Studium der Sozialpädagogik in Köln sowie ersten beruflichen Erfahrungen im Ruhrgebiet verschlug es mich Anfang der 90-er Jahre mit Mann und Tochter in den Schwarzwald, wo ich seitdem lebe und arbeite: Als Sozialpädagogin im Krankenhaus und Lehrkraft an einer Pflegeschule in Psychologie, Soziologie und Gesprächsführung.
Wenn ich mich nicht gerade meiner Arbeit oder Familie widme, schreibe ich: Angefangen hat es mit Themen aus meinem beruflichen Umfeld, die ich zu Ratgebern verarbeitete. Später kamen Jugendromane dazu. Derzeit arbeite ich wieder an einem neuen Jugendbuchprojekt, das ich hoffentlich schon bald hier vorstellen kann. Darüber hinaus halte ich Vorträge oder Seminare zu Themen, die mir von meiner Arbeit her geläufig sind.
Liebe Sylvie,
erstmals möchte ich mich dafür bedanken, dass Du Dich für
dieses Interview bereit erklärt hast.
Ich würde ganz gerne mit einigen Standard Fragen beginnen
und danach auf Deine Werke eingehen.
Warst Du Dir schon
immer darüber im Klaren, dass Du schreiben willst oder hat sich das irgendwann
so ergeben?
Was das anbelangt, passe ich so richtig ins
Klischee: Ich finde Geschichten, seit ich sprechen kann, und setze sie um, seit
ich schreiben kann. Klar, dass mein
Berufswunsch neben Tierärztin lange Zeit Schriftstellerin war, doch bis zum
ersten veröffentlichten Buch dauerte es ziemlich lange.
Bis vor kurzem hast Du
Dich mit Jugend- und Sachbüchern beschäftigt – wie kommt es, dass Du jetzt
Fantasyromane schreibst?
Meine Wolfswandler-Projekte sind einfach Herzensprojekte, die
ich schon lange schreiben wollte, bisher aber nie umgesetzt habe. Mal reichte die Zeit nicht, dann mahnten
erfahrene Stimmen, dass sich Genremixe nicht gut verkaufen lassen – letztlich
meldeten sich die Geschichten so laut zu Wort, dass ich sie nicht mehr
ignorieren wollte.
Als Sylvia Stuckmann
hast Du Dir schon einen Namen gemacht – hat Dein Synonym etwas mit dem
Genrewechsel zu tun?
Ja. „Für jedes Genre einen eigenen Namen“ lautet ein
ungeschriebenes Gesetz – und das nicht zu Unrecht. Von Sylvia Stuckmann
erwarten die Leser Jugendbücher für junge Leute ab 12/13 Jahren. Wenn ihnen
jemand meine Werwolfkomödie für Frauen schenkt, würden sie mit Recht enttäuscht
reagieren, also musste ein neuer Name her. „Sylvie Wolff“ ist eine Mixtur aus
meinem realen Vornamen und dem beziehungsreichen Nachnamen meiner Heldin aus
der „Stadtwölfin“, Eva Wolff.
Ist es schwierig, mit
einem neuen Namen zu starten? Fängt man dann nicht wieder bei 0 an?
Ja. Aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden, weil die Fantasyreihe in mehrerer Hinsicht ein Experiment war:
- ein neues Genre, das wieder mal in keine Genre-Schublade passt
- als E-Book konzipiert, mit dem ich noch wenig Erfahrungen hatte
- potenzielle Leser anders als bisher vorwiegend im Internet finden (Foren, Facebook & Co)
Aber ich wurde so gut aufgenommen, dass ich das Pseudonym schnell lüftete,
inzwischen sind beide Namen auch auf meiner Homepage integriert.
Was hat Dich dazu
bewogen, Deine neuesten Werke erst als E-Book zu veröffentlichen?
Verlage, Agenturen und auch Autorenkollegen taten sich
schwer mit dem geplanten Genremix und rieten von der Realisierung ab. „Die
Stadtwölfin“ zum Beispiel ist ein humorvoller Frauenroman – mit der kleinen
Besonderheit, dass die Heldinnen Teilzeitwölfe sind. ‚Wo soll der Buchhändler
sie einsortieren, bei Fantasy oderbei Frauenroman?‘, war eine gängige Frage. Da
der E-Book-Markt in Genrefragen nicht so festgelegt ist und eher mal
Experimente wagt, habe ich mich dafür entschieden, als Amazon die Möglichkeit
dafür schuf. (Erst aufgrund der großen Nachfrage jetzt auch als TB)
Liest Du persönlich
lieber E-Books oder Printausgaben?
Das kommt darauf an. Über den Reader lese ich vorwiegend
Rechercheliteratur: Bücher, die schnell verfügbar sein sollen, manchmal auch
nur Leseproben. Dazu kommt kurzlebige Urlaubslektüre oder Lieblingsbücher. Sie
ersetzen meine realen Bücher nicht, die nach wie vor im Schrank stehen und auch
weiterhin Zuwachs bekommen werden, aber jetzt kann ich immer und überall darin
lesen und nicht nur abends auf der Couch.
Fantasy ist ein
ziemlich weit gefächertes Gebiet – wieso ausgerechnet Wölfe?
Ich liebe Wölfe! Sie sind uns Menschen so ähnlich. Und ich
habe mich schon immer darüber geärgert, dass die Vorstellung, neben den menschlichen
auch ihre tierischen Fähigkeiten zur Verfügung zu haben, in Filmen und Büchern oft so gruselig
verarbeitet bwurde. Kein Wunder also, dass ich irgendwann beschloss, eine
eigene Geschichte darüber zu schreiben. Eine, in der die Heldin weiblich war
und alles andere als gruselig. In der das Wolfs-Ich uns ganz macht und nicht
zerstört. Und die hier spielt, vor unserer Haustür sozusagen, und nicht im
Fernen Amerika. („Die Stadtwölfin“ spielt in Bonn, wo ich aufgewachsen bin, und
das neue Buch „Wolfswasser“ im Schwarzwald, wo ich jetzt lebe).
Generell stelle ich
mir den Einstieg in das Genre Fantasy nicht leicht vor. Gerade Vampire und
Gestaltwandler dominieren zurzeit den Markt und die Ansprüche sind
dementsprechend hoch. Standest Du sehr unter Druck? Hast Du Dich davon
beeinflussen lassen oder einfach Dein Ding durchgezogen?
Ich habe alles aufgeschrieben, was gegen das Projekt
spricht, und auf einen anderen Zettel alles, was ich über Genrevorgaben und
angebliche Erwartungshaltung der Leser/innen hörte. Dann habe ich beides
verbrannt und meine Geschichte geschrieben, zunächst einmal für mich. Der Rest
kam später, nachdem die Testleser ihr ja gegeben hatten.
Der Nachname „Wolff“
passt ja thematisch wie die Faust aufs Auge. Bedeutet das für Dich, dass Du den
Wölfen treu bleibst oder möchtest Du Dich irgendwann auch noch mit anderen
fantastischen Wesen befassen?
Derzeit sind es tatsächlich nur die Wölfe, die mich wirklich
interessieren, aber das muss nicht so bleiben. Ich bin ein echter Genrehopper,
und wer weiß, was mich als nächstes anspringt.
Was liest Du denn
selbst gerne?
Entwicklungsromane aller Genres, gerne auch mit
fantastischen Elementen, solange sie in der wirklichen Welt spielen.
Hast Du ein
Lieblingsbuch oder ein absolutes „No-Go“?
„Die Nacht der Wölfin“ /Kelley Armstrong, „Schatten des
Wolfs“ /Patricia Briggs und „Totenbraut“ von Nina Blazon sind absolute
Lieblingsbücher von mir. Wohingegegn ich wohl nicht der Typ für klassische
Fantasy-Bücher mit anderen Welten oder für Thriller bin.
Zum Schluss noch eine
Frage: kannst oder möchtest Du uns noch etwas über zukünftige Projekte
erzählen? Vorfreude ist ja die beste Freude!
Als Herbstprojekt habe ich mir die Fortsetzung meines
historischen Jugendromanes „Pestmarie“ vorgenommen, den ich wieder unter Sylvia
Stuckmann schreiben werde. Und falls ich zwischendurch etwas Abstand dazu
brauche, werde ich den dritten Titel meiner Gestaltwandler-Reihe fertig
schreiben, diesmal für Leser/innen ab 10.
Vielen Dank, liebe Sylvie! Es ist mir eine Freude, Deine Bücher zu lesen - auch Wolfswasser gefällt mir sehr gut ;) - und auch möchte ich Dir danken, dass Du meine Fragen so schnell beantwortet hast. So wünsche ich Dir weiterhin viel Erfolg!
Vielen Dank für das Interview und deine spannenden Fragen. liebe Rica! Es hat Spaß gemacht, sie zu beantworten.
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