Freitag, 5. Oktober 2012

Interview mit Sylvie Wolff




 Die Autorin über sich:
 
Geboren 1959, wuchs ich  inmitten einer kinderreichen und turbulenten Familie im Rheinland auf. Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau und einem Studium der  Sozialpädagogik in Köln sowie ersten beruflichen Erfahrungen im  Ruhrgebiet verschlug es mich Anfang der 90-er Jahre mit Mann und Tochter in den Schwarzwald, wo ich seitdem lebe und arbeite: Als Sozialpädagogin im  Krankenhaus und Lehrkraft an einer  Pflegeschule in Psychologie, Soziologie und Gesprächsführung.
Wenn ich mich nicht gerade meiner Arbeit oder Familie widme, schreibe ich:  Angefangen hat es mit Themen aus meinem beruflichen Umfeld, die ich zu  Ratgebern verarbeitete. Später  kamen Jugendromane dazu. Derzeit arbeite ich wieder an einem neuen Jugendbuchprojekt, das ich hoffentlich schon bald hier vorstellen kann. Darüber hinaus halte ich Vorträge oder Seminare zu Themen, die mir von meiner Arbeit her geläufig sind.




Liebe Sylvie,

erstmals möchte ich mich dafür bedanken, dass Du Dich für dieses Interview bereit erklärt hast.
Ich würde ganz gerne mit einigen Standard Fragen beginnen und danach auf Deine Werke eingehen.
Warst Du Dir schon immer darüber im Klaren, dass Du schreiben willst oder hat sich das irgendwann so ergeben?

Was das anbelangt, passe ich so richtig ins Klischee: Ich finde Geschichten, seit ich sprechen kann, und setze sie um, seit ich schreiben kann.  Klar, dass mein Berufswunsch neben Tierärztin lange Zeit Schriftstellerin war, doch bis zum ersten veröffentlichten Buch dauerte es ziemlich lange.

Bis vor kurzem hast Du Dich mit Jugend- und Sachbüchern beschäftigt – wie kommt es, dass Du jetzt Fantasyromane schreibst?

Meine Wolfswandler-Projekte sind einfach Herzensprojekte, die ich schon lange schreiben wollte, bisher aber nie umgesetzt habe.  Mal reichte die Zeit nicht, dann mahnten erfahrene Stimmen, dass sich Genremixe nicht gut verkaufen lassen – letztlich meldeten sich die Geschichten so laut zu Wort, dass ich sie nicht mehr ignorieren wollte.

Als Sylvia Stuckmann hast Du Dir schon einen Namen gemacht – hat Dein Synonym etwas mit dem Genrewechsel zu tun?

Ja. „Für jedes Genre einen eigenen Namen“ lautet ein ungeschriebenes Gesetz – und das nicht zu Unrecht. Von Sylvia Stuckmann erwarten die Leser Jugendbücher für junge Leute ab 12/13 Jahren. Wenn ihnen jemand meine Werwolfkomödie für Frauen schenkt, würden sie mit Recht enttäuscht reagieren, also musste ein neuer Name her. „Sylvie Wolff“ ist eine Mixtur aus meinem realen Vornamen und dem beziehungsreichen Nachnamen meiner Heldin aus der „Stadtwölfin“, Eva Wolff.

Ist es schwierig, mit einem neuen Namen zu starten? Fängt man dann nicht wieder bei 0 an? 

Ja. Aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden, weil die Fantasyreihe in mehrerer Hinsicht ein Experiment war:
  • ein neues Genre, das wieder mal in keine Genre-Schublade passt
  • als E-Book konzipiert, mit dem ich noch wenig Erfahrungen hatte
  • potenzielle Leser anders als bisher vorwiegend im Internet finden (Foren, Facebook & Co)
Aber ich wurde so gut aufgenommen, dass ich das Pseudonym schnell lüftete, inzwischen sind beide Namen auch auf meiner Homepage integriert.

Was hat Dich dazu bewogen, Deine neuesten Werke erst als E-Book zu veröffentlichen?

Verlage, Agenturen und auch Autorenkollegen taten sich schwer mit dem geplanten Genremix und rieten von der Realisierung ab. „Die Stadtwölfin“ zum Beispiel ist ein humorvoller Frauenroman – mit der kleinen Besonderheit, dass die Heldinnen Teilzeitwölfe sind. ‚Wo soll der Buchhändler sie einsortieren, bei Fantasy oderbei Frauenroman?‘, war eine gängige Frage. Da der E-Book-Markt in Genrefragen nicht so festgelegt ist und eher mal Experimente wagt, habe ich mich dafür entschieden, als Amazon die Möglichkeit dafür schuf. (Erst aufgrund der großen Nachfrage jetzt auch als TB)

Liest Du persönlich lieber E-Books oder Printausgaben?

Das kommt darauf an. Über den Reader lese ich vorwiegend Rechercheliteratur: Bücher, die schnell verfügbar sein sollen, manchmal auch nur Leseproben. Dazu kommt kurzlebige Urlaubslektüre oder Lieblingsbücher. Sie ersetzen meine realen Bücher nicht, die nach wie vor im Schrank stehen und auch weiterhin Zuwachs bekommen werden, aber jetzt kann ich immer und überall darin lesen und nicht nur abends auf der Couch.

Fantasy ist ein ziemlich weit gefächertes Gebiet – wieso ausgerechnet Wölfe?

Ich liebe Wölfe! Sie sind uns Menschen so ähnlich. Und ich habe mich schon immer darüber geärgert, dass die Vorstellung, neben den menschlichen auch ihre tierischen Fähigkeiten zur Verfügung zu haben,  in Filmen und Büchern oft so gruselig verarbeitet bwurde. Kein Wunder also, dass ich irgendwann beschloss, eine eigene Geschichte darüber zu schreiben. Eine, in der die Heldin weiblich war und alles andere als gruselig. In der das Wolfs-Ich uns ganz macht und nicht zerstört. Und die hier spielt, vor unserer Haustür sozusagen, und nicht im Fernen Amerika. („Die Stadtwölfin“ spielt in Bonn, wo ich aufgewachsen bin, und das neue Buch „Wolfswasser“ im Schwarzwald, wo ich jetzt lebe).

Generell stelle ich mir den Einstieg in das Genre Fantasy nicht leicht vor. Gerade Vampire und Gestaltwandler dominieren zurzeit den Markt und die Ansprüche sind dementsprechend hoch. Standest Du sehr unter Druck? Hast Du Dich davon beeinflussen lassen oder einfach Dein Ding durchgezogen?

Ich habe alles aufgeschrieben, was gegen das Projekt spricht, und auf einen anderen Zettel alles, was ich über Genrevorgaben und angebliche Erwartungshaltung der Leser/innen hörte. Dann habe ich beides verbrannt und meine Geschichte geschrieben, zunächst einmal für mich. Der Rest kam später, nachdem die Testleser ihr ja gegeben hatten.

Der Nachname „Wolff“ passt ja thematisch wie die Faust aufs Auge. Bedeutet das für Dich, dass Du den Wölfen treu bleibst oder möchtest Du Dich irgendwann auch noch mit anderen fantastischen Wesen befassen?

Derzeit sind es tatsächlich nur die Wölfe, die mich wirklich interessieren, aber das muss nicht so bleiben. Ich bin ein echter Genrehopper, und wer weiß, was mich als nächstes anspringt. 

Was liest Du denn selbst gerne?

Entwicklungsromane aller Genres, gerne auch mit fantastischen Elementen, solange sie in der wirklichen Welt spielen. 

Hast Du ein Lieblingsbuch oder ein absolutes „No-Go“?

„Die Nacht der Wölfin“ /Kelley Armstrong, „Schatten des Wolfs“ /Patricia Briggs und „Totenbraut“ von Nina Blazon sind absolute Lieblingsbücher von mir. Wohingegegn ich wohl nicht der Typ für klassische Fantasy-Bücher mit anderen Welten oder für Thriller bin.

Zum Schluss noch eine Frage: kannst oder möchtest Du uns noch etwas über zukünftige Projekte erzählen? Vorfreude ist ja die beste Freude! 

Als Herbstprojekt habe ich mir die Fortsetzung meines historischen Jugendromanes „Pestmarie“ vorgenommen, den ich wieder unter Sylvia Stuckmann schreiben werde. Und falls ich zwischendurch etwas Abstand dazu brauche, werde ich den dritten Titel meiner Gestaltwandler-Reihe fertig schreiben, diesmal für Leser/innen ab 10.

Vielen Dank, liebe Sylvie! Es ist mir eine Freude, Deine Bücher zu lesen - auch Wolfswasser gefällt mir sehr gut ;) - und auch möchte ich Dir danken, dass Du meine Fragen so schnell beantwortet hast. So wünsche ich Dir weiterhin viel Erfolg!


1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für das Interview und deine spannenden Fragen. liebe Rica! Es hat Spaß gemacht, sie zu beantworten.

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