Autor: Stephan Puchner
Dt. Titel: Nebelheim
Dt. Erstausgabe: 14.04.2008
Verlag: Hoffmann und Campe
Format: Hardcover
Seitenzahl: 384
ISBN-10: 3455059600
ISBN-13: 978-3455059601
Preis: 19,95 €
Die Welt schreibt das Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1438. Dieses Buch gibt Zeugnis von der wundersamen Meerfahrt des Kartenzeichners Nicolaus Swart, der sich mit einem Schiff in das Meer der Finsternis stürzte, um jenseits des fürchterlichen Eises das irdische Paradies daselbst zu finden. Das einstmals blühende Reich von König Erich XIII. steht in Flammen. Der gescheiterte Herrscher der Nordischen Union flieht im Jahre 1438 mit seinem treuen Schreiber Rikmann nach Gotland, wo er nur noch eines will: in Ruhe sterben. Unerwartete Hoffnung für den König naht in Gestalt eines totgeglaubten Meeresreisenden: Der Kartograph und Astronom Nicolaus Swart wurde vor vielen Jahren ausgeschickt, um jenseits des Eises vermutete Reiche zu vermessen und für die Krone in Besitz zu nehmen. An Erichs Sterbebett erzählt der Kartograph von seiner schreckensreichen Fahrt in den fernsten Norden gegen Mittnacht, ins Meer der Finsternis, wo das ewige Eis jedes Schiff zu verschlingen droht. Seine Heimkehr verspricht dem König unsterblichen Ruhm als Gebieter über neu entdeckte Welten. Doch den Schreiber Rikmann befallen Zweifel an der Wahrheit des abenteuerlichen Berichts.
2008 trat Stephan Puchner mit seinem Romandebüt „Nebelheim“ in die Welt der historischen Bücher ein. Darin erzählt er die Geschichten dreier Männer, deren Schicksale untrennbar miteinander verwoben sind und die sich ihren eigenen Geistern stellen müssen.
Meine Meinung
Das Geschehen spielt im Jahr 1438. Der König ist in seinem
Amt gescheitert und flieht mit seinem treuen Chronisten Rikmann auf die Insel
Gotland, um dort in Ruhe zu sterben. Doch plötzlich wendet sich das Blatt, denn
es taucht der Kartograph Nicolaus Swart auf, den der König vor Jahren auf die
Reise schickte, um das irdische Paradies jenseits des Eises zu finden. Von
Zweifeln geplagt, versucht Rikmann hinter das Geheimnis des Seereisenden zu
kommen, wobei die Geschehnisse sich völlig anders entwickeln als erwartet.
Puchner schafft es mittels seines Schreibstils ein Gefühl
für den damaligen Zeitgeist zu vermitteln. Er verwendet eine angemessene
Sprache, mit der er den historischen Wert seines Romans unterstreicht, versinkt
allerdings nicht zu tief in diesen Stil, sodass der Lesefluss zu keiner Zeit
unterbrochen oder erschwert wird.
Die Charaktere sind in ihrer Art sehr unterschiedlich,
jedoch hat man als Leser nur einen tieferen Zugang zu dem Chronisten und kann
bei den anderen meist nur vermuten, welche Gefühle sich tatsächlich hinter
ihrem Handeln verbergen.
Rikmann ist der
engste Vertraute und persönliche Schreiber des Königs und außerdem die zentrale
Figur des Romans. Die meiste Zeit wird aus seiner Sicht erzählt und der Leser
hat die Möglichkeit, sich in ihn und seine Empfindungen hinein zu versetzen. Er
ist eine ehrliche und treue Seele, hat jedoch über seine Arbeit als Chronist
völlig den Bezug zu sich selbst und zu seiner Persönlichkeit verloren. Er lebt
nur nach den Empfindungen des Königs und scheint zunächst keinerlei eigene
Identität zu besitzen.
Erich XIII ist
frustriert über sein Versagen als Herrscher und ist gezwungen zusammen mit
Rikmann auf die Insel Gotland zu fliehen, wo er nur noch auf seinen Tod warten
möchte. Er versucht mehrfach, seine Lebensgeschichte zu beschönigen und in den
Nachlassschriften als strahlender König wiedergegeben zu werden und ist sehr
erzürnt, als Rikmann sich weigert. Angesichts seines hohen Alters und seinem
bevorstehenden Tod, wird der König als recht launisch dargestellt. Dieser
sprunghafte und oftmals trotzig erscheinende Charakter hat das Lesevergnügen
streckenweise durchaus sehr langatmig werden lassen. Die Laune des Königs hebt
sich jedoch, als der verloren geglaubte Kartenzeicher auftaucht.
Nikolaus Swart ist
vermutlich der am wenigsten durchschaubare Charakter in der gesamten
Darstellung. Zunächst erscheint er als äußerst mysteriös und durch sein
seltsames Verhalten, wird man als Leser schnell dazu verleitet, dasselbe
Misstrauen ihm gegenüber zu empfinden, wie Rikmann es tut. Dadurch, dass er den
Reisebericht ständig unterbricht und hinauszögert wird auch er anfänglich als
ein eher anstrengender Charakter empfunden.
Asta ist die
einzige weibliche Figur im Roman und spielt für das Gesamtkonzept eine eher
nebensächlichere Rolle, was der Geschichte als Ganzes aber eher gut tut, als
sie zu stören.
Puchner setzt in seinem Roman vor allem auf eine gewisse
Erzähldynamik, die immer wieder durch unerwartete Wendungen zu Tage kommt.
Leider wird der Roman an vielerlei Stellen dadurch etwas langatmig, was er aber
wiederum an einigen Stellen durch seine Skurrilität und den vielerlei
eingesetzten Humor auffängt.
Fazit
Insgesamt würde ich sagen, dass Puchner mit seinem
Romandebüt eine durchaus lobenswerte Leistung gelungen ist. Bei näherer
Betrachtung birgt seine Geschichte ein großes Potenzial und ist durchaus lesenswert,
besonders für Freunde des historischen Genres.
Da ich das Buch im Mittelteil als sehr weitschweifig empfunden und leider
dadurch den Punkt nicht erreicht habe, an dem mich das Buch mitgerissen hat,
würde ich es mit insgesamt 3,5/5 Punkten bewerten.
Der Autor
Stephan Puchner wurde 1971 in Erlangen geboren, wuchs in Nürnberg auf und studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er schrieb und inszenierte mehrere international preisgekrönte Kinokurzfilme und verfasste Drehbücher, unter anderem für Bernd Eichinger und zu dem von Wim Wenders produzierten Kinofilm "Musica Cubana - Die Söhne von Buena Vista". Heute lebt er als freier Autor in München und unterrichtet als Dozent an der Hochschule für Fernsehen und Film. "Nebelheim" ist sein erster Roman.
Eine sehr schöne Rezension! :) Es ist immer schade, wenn ein Roman stellenweise so langatmig wird, dass man als Leser ein wenig die Lust daran verliert. Da ich historische Romane aber sehr mag und die Idee dahinter toll finde, freue ich mich, es hier bei euch entdeckt zu haben! :)
AntwortenLöschenSchönen Start in die neue Woche und LG,
Nana
Liebe Nana,
Löschenes freut mich, dass Dir die Rezension gefällt! :) das war das erste mal, dass mich ein Buch nicht so überzeugt hat, das ich rezensieren wollte, sodass es für mich eine neue Herausforderung war. Zum Glück gemeistert...... ;)
Dir auch einen schönen Wochenstart und viele Grüße :)