Die Autorin: Francesca Haig
Die Übersetzerin: Kathrin Wolf
Originaltitel: The Fire Sermon (The Fire Sermon #1)
Dt. Titel: Das Feuerzeichen
Band: 1/3
Dt. Erstausgabe: 26.10.2015
Verlag: Heyne fliegt
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Format: Hardcover
Seitenzahl: 480
ISBN-10: 3453270134
ISBN-13: 978-3453270138
Preis: 16,99 €
Vierhundert Jahre in der Zukunft: Durch eine nukleare Katastrophe wurde die Menschheit zurück ins Mittelalter katapultiert. Es ist eine Welt, in der nur noch Zwillinge geboren werden. Zwillinge, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie ohne einander nicht überleben können. Allerdings hat immer einer von beiden einen Makel. Diese sogenannten Omegas werden gebrandmarkt und verstoßen.
Es ist die Welt der jungen Cass, die selbst eine Omega ist, weil sie das zweite Gesicht besitzt. Während sie Verbannung, Armut und Demütigung erdulden muss, macht ihr Zwillingsbruder Zach Karriere in der Politik. Cass kann und will diese Ungerechtigkeit nicht länger ertragen und beschließt zu kämpfen. Für Freiheit. Für Gerechtigkeit. Für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird. Doch die Rebellion hat ihren Preis, denn sollte Zach dabei sterben, kostet das auch Cass das Leben …
"Das Feuerzeichen" von Francesca Haig ist ein eindringlicher Auftakt, der sich von der Masse der Dystopien abhebt und eine noch unbekannte Richtung einschlägt.
Haig hat einen angenehmen Schreibstil, der sich gut, aber nicht unbedingt schnell lesen lässt. Obwohl ich nie das Bedürfnis verspürte, das Buch ohne ersichtlichen Grund aus der Hand zu legen, und rein vom Gefühl her schnell vorankam, fiel mir im Nachhinein dann immer wieder auf, dass ich tatsächlich weniger geschafft hatte als vermutet. Vielleicht lag es an dem ernsten Tonfall, die unaufgeregte Erzählweise oder den für ein Jugendbuch komplexeren Satzbau. Vielleicht auch an der Dicke des Papiers oder dem Schriftsatz. Wer weiß?
Letztlich ist es auch egal. Zwar langsam, aber stetig, kam ich voran und genoss die leisen Töne und die gesetzte Ernsthaftigkeit, die zwischen den Zeilen hervorzusickern schien. Die eindringliche Atmosphäre und Cass' starke Stimme vermittelten mir die Gefühle der Omegas ungefiltert. Ich fühlte ihren Hass oder ihre Apathie. Ihre Furcht und all die Verluste und Einschränkungen, die sie erdulden müssen. Auch die Gefühle der Alphas waren spürbar - meist vage im Hintergrund, aber konstant da. Ihre Abscheu, ihr wahnhaftes Streben nach Unabhängigkeit - irrwitzigerweise fast noch stärker als bei den Omegas - und auch den Druck der Gesellschaft. Beide Seiten in einer Hassspirale verbunden, die durch das Zwillingsband unlösbar erscheint.
Dazwischen steht Cass, eine Seherin, der es gelang, bis zu ihrem 13. Geburtstag bei ihrer Familie zu bleiben. Letztlich verraten und verstoßen, nur um dann von den Omegas ebenfalls, wenn auch indirekt, vertrieben zu werden. Sie gehört nirgendwo dazu und vermag vielleicht gerade deswegen mehr zu sehen als andere. Ihre Aufrichtigkeit und scheinbar naive Zuversicht strahlen wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis. Sie liebt ihren Bruder, obwohl er ihr schlimmster Feind ist. Für sie sind Alphas und Omegas gleich.
Mit Cass hat die Autorin eine Figur erschaffen, deren Präsenz so stark ist, dass alles andere neben ihr zu verblassen scheint. Zwar wird Cass auf eine abenteuerliche, schrecklich-schöne Reise geschickt, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist, aber es ist diese Figur, die in Erinnerung bleibt. Dabei ist sie unheimlich ruhig und gefestigt, ganz anders als all die 0-8-15 Figuren, die man bei Jugendbüchern gewöhnt ist. Was ich meine, lässt sich nur schwer beschreiben, aber mein Versuch sieht so aus: obwohl sie so eine starke Präsenz hat, wird man als Leser kaum mit ihren Gefühlen bombadiert; stattdessen vermittelt sie uns die Eindrücke und Gefühle ihres Umfelds. Obwohl die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird,fühlt sie sich nicht wirklich Ich-bezogen an.
So ermöglicht uns Haig ein einzigartiges Lesevergnügen und lässt uns tiefer in die Materie eindringen als bei vielen anderen Büchern dieses Genres. Abgesehen von all den Emotionen weiß zum Glück auch der Plot zu überzeugen. Allerdings sollte man nichts gegen Reisen einzuwenden haben, denn diese nehmen einen zentralen Aspekt der Handlung ein. Die Autorin schlägt die meiste Zeit über ein eher gemächliches Tempo an und Spannungsspitzen gibt es wenige. Dafür herrscht konsequent ein Gefühl der Bedrohung und der unterschwelligen Spannung, denn Gefahren lauern überall. Auf Cass' Weg lernen wir die Gesellschaft und die erdachte Zukunftsrealität ausführlich kennen - trotzdem hatte ich am Ende das Gefühl, dass wir gerade erst an der Oberfläche gekratzt haben. Man darf also gespannt sein, was noch auf uns zukommen wird. Zumindest eines hat Haig zum Schluss noch eindrucksvoll bewiesen: sie schreckt nicht vor mutigen Entscheidungen zurück! Ich bin gespannt, wie weit sie noch gehen wird.
Haig hat einen angenehmen Schreibstil, der sich gut, aber nicht unbedingt schnell lesen lässt. Obwohl ich nie das Bedürfnis verspürte, das Buch ohne ersichtlichen Grund aus der Hand zu legen, und rein vom Gefühl her schnell vorankam, fiel mir im Nachhinein dann immer wieder auf, dass ich tatsächlich weniger geschafft hatte als vermutet. Vielleicht lag es an dem ernsten Tonfall, die unaufgeregte Erzählweise oder den für ein Jugendbuch komplexeren Satzbau. Vielleicht auch an der Dicke des Papiers oder dem Schriftsatz. Wer weiß?
Letztlich ist es auch egal. Zwar langsam, aber stetig, kam ich voran und genoss die leisen Töne und die gesetzte Ernsthaftigkeit, die zwischen den Zeilen hervorzusickern schien. Die eindringliche Atmosphäre und Cass' starke Stimme vermittelten mir die Gefühle der Omegas ungefiltert. Ich fühlte ihren Hass oder ihre Apathie. Ihre Furcht und all die Verluste und Einschränkungen, die sie erdulden müssen. Auch die Gefühle der Alphas waren spürbar - meist vage im Hintergrund, aber konstant da. Ihre Abscheu, ihr wahnhaftes Streben nach Unabhängigkeit - irrwitzigerweise fast noch stärker als bei den Omegas - und auch den Druck der Gesellschaft. Beide Seiten in einer Hassspirale verbunden, die durch das Zwillingsband unlösbar erscheint.
Dazwischen steht Cass, eine Seherin, der es gelang, bis zu ihrem 13. Geburtstag bei ihrer Familie zu bleiben. Letztlich verraten und verstoßen, nur um dann von den Omegas ebenfalls, wenn auch indirekt, vertrieben zu werden. Sie gehört nirgendwo dazu und vermag vielleicht gerade deswegen mehr zu sehen als andere. Ihre Aufrichtigkeit und scheinbar naive Zuversicht strahlen wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis. Sie liebt ihren Bruder, obwohl er ihr schlimmster Feind ist. Für sie sind Alphas und Omegas gleich.
Mit Cass hat die Autorin eine Figur erschaffen, deren Präsenz so stark ist, dass alles andere neben ihr zu verblassen scheint. Zwar wird Cass auf eine abenteuerliche, schrecklich-schöne Reise geschickt, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist, aber es ist diese Figur, die in Erinnerung bleibt. Dabei ist sie unheimlich ruhig und gefestigt, ganz anders als all die 0-8-15 Figuren, die man bei Jugendbüchern gewöhnt ist. Was ich meine, lässt sich nur schwer beschreiben, aber mein Versuch sieht so aus: obwohl sie so eine starke Präsenz hat, wird man als Leser kaum mit ihren Gefühlen bombadiert; stattdessen vermittelt sie uns die Eindrücke und Gefühle ihres Umfelds. Obwohl die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird,fühlt sie sich nicht wirklich Ich-bezogen an.
So ermöglicht uns Haig ein einzigartiges Lesevergnügen und lässt uns tiefer in die Materie eindringen als bei vielen anderen Büchern dieses Genres. Abgesehen von all den Emotionen weiß zum Glück auch der Plot zu überzeugen. Allerdings sollte man nichts gegen Reisen einzuwenden haben, denn diese nehmen einen zentralen Aspekt der Handlung ein. Die Autorin schlägt die meiste Zeit über ein eher gemächliches Tempo an und Spannungsspitzen gibt es wenige. Dafür herrscht konsequent ein Gefühl der Bedrohung und der unterschwelligen Spannung, denn Gefahren lauern überall. Auf Cass' Weg lernen wir die Gesellschaft und die erdachte Zukunftsrealität ausführlich kennen - trotzdem hatte ich am Ende das Gefühl, dass wir gerade erst an der Oberfläche gekratzt haben. Man darf also gespannt sein, was noch auf uns zukommen wird. Zumindest eines hat Haig zum Schluss noch eindrucksvoll bewiesen: sie schreckt nicht vor mutigen Entscheidungen zurück! Ich bin gespannt, wie weit sie noch gehen wird.
Fazit
Francesca Haigs "Das Feuerzeichen" ist eine außergewöhnliche Dystopie - zeitlos, eindringlich, mutig. Der Plot ist vorwiegend ruhig, aber betört durch eine unterschwellige Spannung, die durchaus für Gänsehaut sorgen kann. Die Protagonistin ist unheimlich präsent und erzählt mit einer starken, gefestigten Stimme ihre Geschichte. Es ist ein Buch voller Emotionen und einer so dichten Atmosphäre, das man sich darüber selbst vergessen kann. 5/5 Bücher!
Die Autorin
Francesca Haig wuchs in Tasmanien auf und promovierte in Literaturwissenschaften an der Universität Melbourne. Wenn sie nicht gerade an ihren eigenen Texten arbeitet, unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der Universität von Chester. Für ihre Gedichtsammlungen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit Das Feuerzeichen legt sie nun ihre erste Romantrilogie vor. Francesca Haig lebt mit ihrer Familie in London.
Die Reihe
Das Feuerzeichen Trilogie
- Das Feuerzeichen | The Fire Sermon (The Fire Sermon #1)
- Rebellion | The Map of Bones (The Fire Sermon #2) (erscheint im Mai 2016)
- Rückkehr | --- (The Fire Sermon #3) (erscheint im April 2017)
Hallo,
AntwortenLöscheneine schöne Rezension, die meine Vorfreude steigert. Das Buch wartet nämlich bereits auf meinem Reader auf mich. Ich bin total gespannt!
Lieben Gruß
Anja (Bambinis Bücherzauber)
Hallo Ricarda,
AntwortenLöschenwas für eine begeisterte Rezension! Dieses Buch wollte ich eigentlich schon lange lesen, aber irgendwie hat es nie den Weg von der Wunschliste zu mir geschafft. Aber ich seh schon, diesen Umstand muss ich jetzt echt mal ändern ;)
Liebe Grüße,
Moni
Hallo Ricarda <3
AntwortenLöschen*hach* ich liebe deine Rezensionen, du (be)schreibst und stellst dar, wie man es kaum besser machen kann, einfach großartig!!!
Ich kann dir so sehr in allem zustimmen und ich freue mich so unfassbar auf diesen zweiten Band, weil wir uns garantiert noch auf so einiges unerwartete und überraschende einstellen dürfen.
Normalerweise bin ich nicht so der "Reise - und Wanderfan" in Dystopien zumindest dann nicht, wenn diese einen sehr großen Teil der Geschichte einnehmen, beim Feuerzeichen hat es mich aber so gar nicht gestört, da dies einfach zum Buch gehört.
Liebste Grüße, Ally