Donnerstag, 18. April 2013

[Rezension] Elysion von Thomas Elbel


© Piper Verlag
 Der Autor: Thomas Elbel
Originaltitel: Elysion
Dt. Erstausgabe: 03/2013
Verlag: Piper
Seitenzahl: 480
ISBN-10: 3492268811
ISBN-13: 978-3-492-26881-3
Preis: 9,99 €

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Das Jahr 2135. Um ihr Überleben in einer verwaisten Metropole zu sichern, dealt die siebzehnjährige Cooper Kleinschmidt mit der Droge Teer. Eine Droge, die ihren Usern außergewöhnliche Kräfte verleiht und nur durch die Tötung eines Malach gewonnen werden kann, jener gottgleichen Wesen, die über außergewöhnliche Macht verfügen und im »Elysion« außerhalb der alten Städte leben. Als Cooper auf ihrer Jagd nach Teer auf einen Malach trifft, der ihr eine geheimnisvolle Botschaft übermittelt, beginnt für sie eine Reise durch eine zerstörte, gefährliche Welt, in der eine falsche Entscheidung das Ende bedeuten kann.

Inhalt


Cooper lebt in einer Welt, die buchstäblich in Trümmern liegt. Man hat die Wahl zwischen einer Diktatur im Elysion oder Anarchie in den Städten.
Das Elysion wird gestützt durch die Existenz der Malachim, von Gott gesandte Wesen, die die Menschen auf den rechten Pfad führen sollen und keinerlei Skrupel haben, ihren Willen durchzusetzen.

Gemeinsam mit ihren Freunden Stacey und Brent verdingt sich Cooper als Malach-Mörderin. Denn die Substanz, die übrig bleibt, wenn die Malachim durch Stromeinfluss sterben, ist eine beliebte Droge in der Stadt.
Bei einem solchen Jagdausflug geht allerdings etwas schief und Cooper ist plötzlich mit einem der verhassten Wesen verbunden. Anfangs will sie nichts von der Verbindung wissen, doch um das Leben ihrer Stiefmutter zu retten, muss sie ihn finden, denn nur er kennt den Weg zu ihrer Rettung…

Charaktere


Cooper musste als Kind mit ansehen wie ihre Eltern ermordet wurden und lebte daraufhin bei einer der vielen Banden der Stadt. Dort wurde sie von Big Mama großgezogen und aus ihrer Freundin Stacey wurde bald so etwas wie eine Schwester für sie. Im Gegensatz zu dieser hat Cooper aber begriffen, dass man es als Mädchen in dieser Welt nicht leicht hat und so fing sie an, sich wie ein Junge zu kleiden und ihre Haare dementsprechend kurz zu tragen. Durch Zufall entdeckt sie die Droge Teer, deren Beschaffung daraufhin ihren Lebensunterhalt ausmacht.
Sie ist tough, intelligent und kämpferisch. Ihr Hass gegen das hiesige Glaubenskonstrukt und die Malachim treiben sie an. Sie schätzt ihre Unabhängigkeit und sie würde lieber in Freiheit sterben als im Elysion unter einer diktatorischen Herrschaft zu leben.

Stacey ist das genaue Gegenteil von Cooper. Sie ist ebenso zierlich wie zartbesaitet und ihr Äußeres könnte kaum Puppenhafter sein. Sie klammert sich krampfhaft an die Vorstellung, dass Brent, Cooper, Big Mama und sie eine Familie sind und übersieht dabei geflissentlich die Spannungen, die zwischen ihnen herrschen. Ebenso wenig scheint sie sich darüber bewusst zu sein, dass sie stets nur ein Klotz am Bein ist und nichts zur Jagd beiträgt, dennoch will sie stets dabei sein. Da wundert es kaum, dass ihre Beziehung zu Brent alles andere als optimal ist und sie sich generell von ihm unterbuttern lässt.

Brent sieht gut aus und das weiß er. Für ihn ist er selbstverständlich, dass er ein Mädchen hat, das ihn befriedigt, auch wenn er sich lieber jemand anderen wünschen würde. Trotz seiner Großspurigkeit, seiner Arroganz und Drogensucht ist er kein schlechter Freund und er lässt seine Freundinnen nicht im Stich. Allerdings macht er auch keinen Hehl daraus, dass sie es bereuen würden, wenn diese ihn jemals betrügen, benutzen oder zurücklassen würden.

Eigene Meinung


Elysion“ von Thomas Elbel ist eine interessante Mischung aus Dystopie, Fantasy und Science Fiction.

Der Schreibstil ist angenehm, schlicht und flüssig und steht dazu im starken Kontrast zu der Komplexität, die diesem Werk innewohnt. Gleichzeitig ist dieser keinesfalls simpel, beweist Elbel doch seine Anpassungsfähigkeit mit jeder neuen Perspektive. Das Geschehen wird nämlich aus Sicht einer Vielzahl von Figuren geschildert, die durch den personalen Erzählstil dem Leser nahegebracht werden.
Nicht nur ist der Sprachgebrauch an die jeweilige Person angepasst, ebenso die Syntax und der komplette Erzählstil passen sich unauffällig an. So hat man lange, komplexe Sätze bei einem Professor, hingegen kurze, schlichte bei einem kleinen Kind. Bei Kampfszenen unterstreichen Stakkatoartige Sätze die dort herrschende Hektik und Panik.

Mit den Charakteren hat man es am Anfang nicht leicht. Durch mangelnde Kennzeichnungen und die schlichte Masse der Figuren, ist man zu Anfang leicht verwirrt. Dies legt sich allerdings wieder, spätestens dann, wenn man begreift, dass jeder noch so willkürlich erscheinende Handlungsstrang von Anfang an entweder mit Cooper oder dem mit ihr verbundenen Malach verknüpft ist. So widersetzt sich Elbel dem gängigen Zwei-Perspektiven-Model und schafft ein komplexes Konstrukt, das viele Figuren miteinander verknüpft und verliert dabei trotzdem nicht den roten Faden.

Die Charaktere selbst sind ebenso individuell wie authentisch. Sie sind so facettenreich und plastisch, dass man nach einiger Zeit das Gefühl hat, sie wirklich zu kennen, ihre Stimmen zu hören und ihre Mimik und Gestik vor sich sieht. Innerhalb weniger Kapitel können diese den unweigerlich auftretenden ersten Eindruck gleich wieder revidieren und durchleben auf nur knapp 460 Seiten Wandlungen, die nicht viele Autoren so glaubhaft darstellen können.

Die Geschichte definiert sich durch ihre Unvorhersehbarkeit. Immer wenn ich dachte, ich wüsste endlich, worauf das Ganze hinausläuft, wurde ich wieder überrascht. So begleitete ich Cooper zwar eher ziellos auf ihrem Weg, war dadurch aber auch umso neugieriger. Zwischenzeitlich erscheint es dem Leser so als ob es mehr Konflikte als Lösungsansätze geben würde und wieder musste ich mich fragen wie das wohl zu lösen sei. Bei manchen Figuren war es bis zum Schluss nicht offensichtlich, welche Rolle ihnen zugedacht war, umso interessanter war dann aber das Aufeinandertreffen aller Handlungsstränge.

Ich hatte die Befürchtung, dass der Showdown mich enttäuschen würde. Gleich von Anfang hat Elbel so ein hohes Tempo vorgelegt, dass ich dachte, das sei nicht mehr zu toppen. Ganz unrecht hatte ich damit nicht, denn das Tempo wurde letztlich wirklich nicht mehr gesteigert, abgesehen von einigen Sprüngen, die so ziemlich jede „überflüssige“ Sequenz gestrichen haben. Die Spannung war schon vorher an einem Punkt, der kaum zu überbieten war und ich war schon an dem Punkt, an dem ich dachte, es sei vorbei und das in einem mittelmäßigem Sinn, und dann zückt Thomas Elbel sein Ass und mir klappte die Kinnlade runter. Ich hätte niemals erwartet, dass er noch ein Überraschung für uns hat, aber das hatte er und was für eine!

So kam es, dass ich das Buch zufrieden und mit einem Grinsen im Gesicht beendet habe – und sollte das nicht genau so sein?

Fazit


Thomas Elbels „Elysion“ ist ein wahrhaft einzigartiges Buch. Ein Roman, der sich nicht nur durch den außergewöhnlichen Genremix, sondern auch durch eine allgemeine Unvorhersehbarkeit definiert. Außergewöhnliche und vor allem authentische Charaktere mögen in ihrer Vielzahl zu Anfang verwirrend sein, doch ist man einmal drin, kann man ob ihrer Lebendigkeit nur staunen. Es hat zwar ein wenig gedauert haben bis ich im Elysion angekommen war, kleinere Unstimmigkeiten haben mich ein wenig gestört, trotzdem wurde ich grandios unterhalten und vergebe mit Freuden 5/5 Bücher!

Der Autor



Thomas Elbel, Jahrgang 1968, aufgewachsen hinter den beschaulichen Kulissen Hildesheims, studierte Rechtswissenschaften, die bekanntlich dunkelste aller dunklen Künste, in Deutschland und den USA. Anschließend erlitt er einen jahrelangen Anfall beruflicher Gestaltwandelei. Als Anwalt, Syndikus, Doktorand, Dozent und schließlich Ministerialreferent versuchte er sich an der Stiftung maximalen Unheils, nur um sich am Ende vor seinen Verfolgern mit knapper Not in eine Professur zu retten. Unheilvolle Zukunftsszenarien von Blade Runner bis Matrix faszinierten ihn schon seit früher Jugend. Nachdem sein Plan, die Welt an den Rand des Abgrunds zu bringen, vorerst gescheitert ist, zerstört er sie jetzt von seinem Wohnort Berlin aus zumindest literarisch. »Asylon« ist sein Romandebüt.

Weitere Romane


© Piper Verlag
 

Mein Dank geht an...


...Lovelybooks und den Piper Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Desweiteren an Thomas Elbel für die Teilnahme an der Leserunde und den regen Austausch!

8 Kommentare:

  1. Ach herrje, du bist schon durch bei der Leserunde und hast schon rezensiert? Ich habe noch gar nicht angefangen...

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    1. Bin noch bei einer anderen Leserunde dabei, da musste ich mich sputen :D

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  2. Wow, das ist eine tolle Rezension! Und dein Blog gefällt mir hervorragend!

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  3. Habe deinen Blog gerade erst durch Lovelybooks entdeckt. :) Deine Rezi ist super, das Buch steht zwar schon auf meiner Wunschliste, aber jetzt möchte ich es erst recht haben! :D

    LG
    Tina

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  4. Wow..:)

    was für eine tolle Rezension..
    habe auch bei der Leserunde mitgemacht und mir verboten, bevor ich fertig bin, andere Rezis durchzulesen. Jetzt, wo ich meine Rezi fertighabe und deine lese ... werd ich grade deprimiert.
    Muss dir aber in allen Punkten zustimmen, du bringst es auf den Punkt..

    ich finde deinen Blog echt toll! :)

    ich geh jetzt wieder zurück in meine Ecke und schäm mich..

    Schön Sonntag noch ;)

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    1. Herzlichen Dank, liebe Lina! Ach, gräm Dich nicht. Deine Rezi ist doch auch gut! Brauchst Dich doch nicht zu schämen ;)

      Dir auch!

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