Sonntag, 26. August 2012

[Rezension] Das Haus in der Löwengasse von Petra Schier

© Rowohlt Verlag
Autorin: Petra Schier
Dt. Titel: Das Haus in der Löwengasse
Dt. Erstausgabe: 09/2012
Verlag: rororo
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 350
ISBN-10: 349925901X
ISBN-13: 978-3-499-25901-2
Preis: 8,99 €






Nur das Schicksal kennt ihren Weg. Pauline Schmitz ist Waise. Nach dem Tod ihres Onkels auf sich gestellt, findet die junge Frau eine Anstellung als Gouvernante in Bonn. Der Hausherr hat Hintergedanken: Als sich Pauline gegen seine Nachstellungen zur Wehr setzt, steht sie plötzlich auf der Straße – mit nicht mehr, als in einen Koffer passt. Mittellos und ohne Beziehungen droht Pauline das Schlimmste. Dann kommt ihr das Glück zu Hilfe: Der Kölner Textilfabrikant Reuther nimmt sie in seine Dienste. Und er verliebt sich in sie. Doch Julius Reuther braucht eine Frau mit Geld, will er sein Unternehmen retten. Und Pauline muss sich entscheiden: Folgt sie ihrem Herzen und lebt ein Leben als Mätresse im Verborgenen? Oder geht sie ihren eigenen Weg?

Inhalt

Pauline Schmitz hat es nicht leicht. Nach dem Tod ihrer Eltern wurde sie von ihrem Onkel großgezogen, der jedoch starb bevor er sie verheiraten konnte. Um über die Runden zu kommen, nimmt sie eine Anstellung als Gouvernante an doch der Hausherr will weit mehr von ihr, als dass sie nur seine Kinder erzieht. Als die Hausherrin Wind davon bekommt, führt es zu einem Skandal und sie muss die Stadt verlassen. 
In Köln scheint ihr das Glück wieder hold zu sein, denn sie wird als Magd eingestellt. Allerdings ist das Leben als Magd sehr hart und für ein Mädchen aus ehemals gutem Hause ist das ein ganz schöner Abstieg. Wie es der Zufall so will, erwischt Julius Reuther sie dabei, wie sie bei einem gesellschaftlichem Anlass seinen Sohn eine Standpauke hält. Begeistert von ihrem Umgang mit Kindern stellt er sie als Gouvernante ein. Alles scheint perfekt bis sich Pauline in Julius verliebt..

Charaktere

Pauline Schmitz ist gerade Mitte zwanzig und hat mehr Erfahrung als so manche ältere Menschen. Nach dem Tod ihrer Eltern, lebte sie bei ihrem Onkel, der ihr Bildung gewährte, die sonst nur Männern zusteht. Ebenso wurde an ihren Manieren gefeilt und sie ist mehr als tugendhaft. Doch als auch ihren Onkel der Tod ereilte, musste sie sich einen Job als Gouvernante nehmen. Ihre guten Manieren kamen ihr sehr zupass doch die zu Anfang noch harmlosen Avancen ihres Arbeitgebers gipfelten in einen Skandal, der sie traumatisiert hat. Am Boden angekommen muss sie sich vor allem selbst davon überzeugen, dass sie stark genug ist, um weiterzuleben. Die folgende Anstellung als Magd hat ihr einen ganze neuen Blickwinkel verschafft, weil sie die harte Arbeit, die das Dienstpersonal verrichten muss, am eigenen Leib zu spüren bekommt. Die Arbeit wirkt desillusionierend und sie wird sich darüber im Klaren, wie wenig Frauen in ihrer Gesellschaft auf die Welt vorbereitet werden. Leider stellt sie ein Talent zur Schau, das sie immer wieder in scheinbar ausweglose Situationen bringt. Im Hause Reuther entdeckt sie ihr Selbstbewusstsein wieder und entwickelt sich von einem naiven Mädchen zu einer starken Frau, die keine Probleme hat, einem wütenden Mann Paroli zu bieten.

Julius Reuther hat eine ebenso bewegte Vergangenheit wie Pauline. In der Gesellschaft wird er als Emporkömmling bezeichnet, da sich seine Familie die Firma und den damit einhergehenden Status hart erarbeitet hat, anstatt von Geburt an zur Oberschicht zu gehören. Seine erste Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen, war arrangiert und kam beiden Familien zupass. Die Familie Reuther verfügte nun über ein ausreichendes Budget, um zu expandieren und die Familie seiner Frau konnte ihre Tochter verheiraten, die unter manischen Depressionen litt. Leider wusste Julius nichts davon und ist an seiner Ehe beinahe kaputt gegangen. Als seine Ex Selbstmord beging war das beinahe das gesellschaftliche Aus, aber Reuther ließ sich seinen inneren Aufruhr nicht anmerken und trug das augenscheinlich mit Fassung. Leider besteht seine Art der Verarbeitung darin, dass er sich in sich zurückzieht und eine Mauer aufgebaut hat, die jeden, einschließlich seiner Kinder auf Distanz hält.

Eigene Meinung

"Das Haus in der Löwengasse" von Petra Schier ist ein historischer Roman, der ganz nach meinem Geschmack ist. Er skizziert drei wichtige Lebensabschnitte der Protagonistin, wobei einer mittels Erinnerungen und Träumen dargestellt wird. Die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler berichtet, wobei er zwischen Julius und Paulines Sicht hin- und her wechselt. Die Handlung ist klar strukturiert, der Schreibstil flüssig und bildlich. Gefühle werden ebenso gut beschrieben wie das Aussehen der Charaktere und Orte, an denen das Geschehen stattfindet. Die Sprache ist sehr authentisch. So werden sowohl der Kölscher Dialekt, als auch eine zeitgemäße Wortwahl verwendet.

Generell liest sich der Roman gut. Er hat zwar nicht diesen typischen Pageturner-Effekt, sodass die Seiten "dahin fliegen", aber das ist gar nicht schlimm, denn man sollte sich die Zeit nehmen, um vielleicht auch noch das ein- oder andere zu lernen.

Zu Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mich in die Figur von Pauline hinein zu versetzen. Sie war sowohl physisch als auch psychisch klein und schwach. Ziemlich zimperlich und total naiv. Doch sobald sie die Stelle als Gouvernante im Haus von Julius Reuther angenommen hat, wächst sie über sich hinaus. Parallel zur Entwicklung der Protagonisten, nimmt auch die Handlung an Fahrt auf.

Neben der Liebesgeschichte herrscht auch die Frage, wer Schuld am Niedergang der Firma Reuther ist. Man wird immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt und bangt nebenher um das Liebensleben von Julius und Pauline.

Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass sich der Mann zuerst verliebt hat und letztlich die Initiative ergriffen hat. Dass er die Leidenschaft aufbrachte, um alles für sie zu opfern und um sie zu kämpfen, wohingegen sie die Rationale war.

Die Gestaltung des Buches ist angepasst an den Inhalt. Auf dem Coversieht man einen Ausschnitt vom Haus in der Löwengasse, somit also passend zum Titel und der Geschichte. Die Farben sind klassisch für einen historischen Roman in erdigen Tönen gehalten.

Fazit

Das Haus in der Löwengasse von Petra Schier ein klassischer historischer Roman, der eine Liebesgeschichte mit minimalen kriminalistischen Zügen vereint. Ganz klare Leseempfehlung!

Die Autorin

Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit ihrem Mann und einem Deutschen Schäferhund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Lektorin und Autorin.
Ihre historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening.
Unter dem Pseudonym Mila Roth veröffentlicht die Autorin verlagsunabhängig die Action-Romance E-Book-Serie um den Geheimagenten Markus Neumann und die Zivilistin Janna Berg.

Weitere Bücher

Adelina Reihe
  1. Tod im Beginenhaus
  2. Mord im Dirnenhaus
  3. Verrat im Zunfthaus
  4. Frevel im Beinhaus
  5. Verschwörung im Zeughaus


Aachen Trilogie
  1. Die Stadt der Heiligen
  2. Der gläserne Schrein
  3. Das silberne Zeichen
Kreuz Trilogie
  1. Die Eifelgräfin
  2. Die Gewürzhändlerin
  3. Die Bastardtochter (erscheint im September 2015)
Spionin wider Willen
  1. Spionin wider Willen
  2. Von Flöhen und Mäusen
  3. Freifahrtschein
  4. Operation Maulwurf
  5. Katzenfische
Weihnachtsromane
  • Ein Weihnachtshund auf Probe
  • Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
  • Suche Weihnachtsmann - biete Hund
  • Vier Pfoten unterm Weihnachtsbaum
  • Vier Pfoten und das Weihnachtsglück
  • Der himmlische Weihnachtshund
  • Ein Weihnachtshund für alle Fälle
Weitere historische Romane
  • Das Haus in der Löwengasse
  • Der Hexenschöffe (erscheint im Oktober 2014)

Mein Dank geht an...

...Petra Schier für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

2 Kommentare:

  1. Oh, das hast du sehr schön geschrieben :-) Ich werde es jetzt auch bald lesen!

    Kussi Lena

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  2. Danke, Liebes :) es lohnt sich definitiv und ich bin schon gespannt, was Du darüber denkst!

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