Freitag, 30. Mai 2014

[Interview] Nadine Erdmann - Die Autorin des "Mind Ripper"

Die Autorin

Ich wuchs in einem Haus voller Bücher und Musik auf und seit ich denken kann, liebe ich Geschichten. Selbst welche zu schreiben, war aber lange Zeit nur eine fixe Idee, denn die Schriftstellerei gilt als brotlose Kunst und so musste zunächst ein anständiger Beruf her.
Da ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollte, studierte ich Lehramt, verbrachte einen Teil meines Studiums in London und unterrichtete als German Language Teacher an einer kleinen Privatschule in Dublin. Zurück in Deutschland wurde ich Studienrätin für Deutsch und Englisch und arbeitete an einem Gymnasium und einer Gesamtschule in NRW. Der anständige Beruf war mir damit sicher, aber mein Herz hing mehr und mehr daran, Geschichten zu schreiben...

Das Buch


Er will nur deine Seele…
London 2038: Das Cybernetz ist der größte Freizeitspaß, besonders unter Jugendlichen. Egal, ob man als Avatar in sozialen Netzwerken neue Leute treffen oder in interaktiven Rollenspielen virtuelle Abenteuer erleben möchte, die schöne neue Technikwelt bietet Unterhaltung für jeden Geschmack. Auch Jemma, Jamie und Zack verbringen dort jede Menge Zeit mit ihren Freunden.
Doch plötzlich fallen drei Jungen während ihres Aufenthalts in der virtuellen Welt ins Koma. Ihre Körper sind unversehrt, doch ihr Bewusstsein ist in der CyberWorld verschwunden. Wer oder was steckt dahinter?
Jemma, Jamie und Zack suchen nach Antworten – und kommen dabei dem Mind Ripper gefährlich nahe…
Die Leseprobe findet Ihr hier.

Das Interview

Das Schreiben

  1. Hattest Du schon immer ein Interesse daran, zu schreiben? Oder hat sich das erst später ergeben?
Geschichten ausgedacht hab ich mir eigentlich schon immer. Als Kind war ich oft frustriert, wenn ein Buch zuende war, deshalb hab ich mir Fortsetzungen ausgedacht. Irgendwann kamen dann auch eigene Geschichten dazu, aber erst während des Studiums hab ich angefangen, sie auch aufzuschreiben.
  1. Was motiviert / inspiriert Dich?
Meine Ideen kommen mir durch andere Geschichten in Büchern, Filmen oder Serien. Manchmal auch durch Songs oder etwas, das ich zufällig im Alltag sehe oder höre, oder durch Gespräche mit Freunden.
Die Motivation, eine Geschichte wirklich durchzuplanen und bis zum Ende aufzuschreiben, kommt dann meistens über die Charaktere. In der Regel mag ich meine Figuren sehr gerne, auch wenn ich die Armen manchmal ganz schön durch die Hölle gehen lasse. Daher fänd ich es ziemlich fies, ihre Geschichte dann nicht zuende zu schreiben und sie – auf welche Weise auch immer – zu „erlösen“. ;o)
  1. Hast Du einen festen Tagesrhythmus oder schreibst Du, wenn Du Lust hast?
Meistens schreibe ich vormittags, da hab ich die meiste Ruhe.
  1. Schreibst Du nur Geschichten oder zum Beispiel auch Gedichte?
Nur Geschichten. Gedichte sind nicht so mein Ding, obwohl ich viele Songtexte liebe und die sind ja eigentlich auch nichts anderes als Gedichte. Aber selbst welche zu schreiben ist gar nicht meins.
  1. Gibt es für Dich nur das eine Genre, in dem Du schreiben willst oder bist Du flexibel?
Nein, es gibt nicht nur ein Genre für mich. Ich mag Schubladen nicht so gerne, also lese ich alles, was ich spannend finde, und beim Schreiben halte ich es genauso.
  1. Kommt erst das Genre oder die Idee?
Erst die Idee. Das Genre ist mir völlig egal.
  1. Wolltest Du schon immer als Autorin arbeiten? Was hat Dich letztlich zu diesem Schritt bewegt?
Ich hab lange Zeit gar nicht gewusst, was ich beruflich machen will. Irgendwann war mir klar, dass ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollte, daher hab ich verschiedene Praktika in Kindergärten und Jugendheimen gemacht, jede Menge Nachhilfe gegeben und Lehramt studiert. Während des Studiums fing ich dann an, meine ersten Geschichten aufzuschreiben, aber das war eher ein Hobby, denn Schreiben gilt nun mal als „brotlose Kunst“, also musste ein „anständiger“ Beruf her. Als ich dann als Lehrerin an einer Ganztagsschule mit zwei Korrekturfächern (Deutsch und Englisch) gearbeitet habe, blieb mir kaum mehr Zeit zum Schreiben und ich habe es echt vermisst. Der letztendliche Schritt, mein Leben umzukrempeln, war dann die Krebserkrankung meiner jüngeren Schwester. Das Leben ist zu kurz, um seine Träume ewig vor sich her zu schieben. Also hab ich meinen Lehrerjob an den Nagel gehängt und versuche nun, in der Literaturwelt Fuß zu fassen.

Die Geschichte und Figuren

  1. Du bezeichnest Dein Buch ja selbst als „Cybergame-Thriller“ – wie kam es zu der Idee? Wolltest Du von Anfang an im Bereich Thriller schreiben?
Nein. Wie gesagt, Genre-„Schubladen“ sind mir völlig egal. Ich mochte die Idee, in ein Computerspiel „springen“ zu können und all die coolen Sachen, die man sonst nur mit Maus oder Controller vor dem Bildschirm machen kann, dort eben „live“ machen zu können. Daher kam die Idee der Cyberwelt. Was den „Thriller“ angeht – wenn man literaturwissenschaftlich megastreng an die Sache rangeht, dann ist Mind Ripper gar kein echter Thriller. Dafür passiert bei den Figuren auf zwischenmenschlicher Ebene viel zu viel und es spielen noch zu viele andere Dinge im Buch eine Rolle. Es ist also kein „klassischer“ Thriller. Wenn man aber ein bisschen großzügiger ist und „thrill“ einfach mit „Spannung“ oder „Nervenkitzel“ übersetzt, dann passt es auf den Mind Ripper ziemlich gut. ;o)
  1. 2038 mag zwar eine recht nahe Zukunft, aber definitiv eine Zukunftsvision sein. War es für Dich ein wichtiger Aspekt, die Gegenwart zu verlassen? Ist das eine willkürliche Zahl oder warum ausgerechnet 24 Jahre?
Der Grund, warum das Buch in der Zukunft spielt, ist ganz einfach der, dass ich es realistisch halten wollte. Heute gibt es die Technologie für die Cyberwelt oder die Robotik, die hinter den Haushaltsrobotern im Mind Ripper steckt, in der Form, die ich für die Geschichte brauchte, noch nicht. Ich konnte die Geschichte also nicht in der heutigen Zeit spielen lassen, wenn sie authentisch sein sollte. Aber mit ein bisschen Recherche kriegt man raus, dass es in rund 25 Jahren durchaus soweit sein könnte. Sicherlich ist auch dann noch einiges in meiner Geschichte nur Fiktion, aber manches könnte dann durchaus schon Realität geworden sein. Fragt mal Stephen Hawking. ;o)
  1. Wenn das Cybernetz auch bei uns ein so angesagter Trend wäre, würdest Du es auch mal probieren wollen?
Auf jeden Fall.
  1. Würdest Du Dich auch auf die Suche nach der Wahrheit begeben oder lieber das Netz meiden?
Sicherlich wäre ich auch neugierig, was dahinter steckt, aber die Figuren im Mind Ripper haben ja noch eine ganz andere, persönlichere Motivation, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich denke, wenn sowas bei mir mit reinspielen würde, dann würde ich auf jeden Fall nach Antworten suchen.
  1. Hast Du Dich bei Deinen Figuren von Menschen aus Deinem Umfeld inspirieren lassen?
Nein. Die Figuren sind völlig frei erfunden.
  1. Wenn nicht: wie entscheidest Du Dich für das Aussehen und die wesentlichen Charakterzüge? Kamen die gleich mit der Idee zur Geschichte, haben sie sich beim Schreiben entwickelt oder hattest Du vielleicht sogar zuerst die Gesichter vor Augen?
Das ist eine ziemlich schwierige Frage. Während die Idee zu einer Geschichte entsteht, entsteht auch das „Personal“, und wenn ich die Figuren konzipiere, ist ihr Äußeres meistens auf einmal einfach da, genau wie ihre Namen. Wie Jemma, Jamie und Zack beim Schreiben für mich aussehen, könnt Ihr auf meiner Homepage sehen, aber ich nehme es keinem übel, wenn er sich die drei völlig anders vorstellt. Jeder hat das Recht auf sein ganz eigenes Kopfkino. ;o)
Was die Charakterzüge der Figuren angeht, die entwickeln sich auch bei der Planung der Geschichte oder dann, wenn ich mir die Lebensläufe der Figuren zusammenstelle, denn das, was sie in ihrem Leben bisher erlebt haben, hat ja durchaus Einfluss darauf, wie sie geworden sind oder warum sie sich auf eine bestimmte Art in meiner Geschichte verhalten. Es kommt bei mir aber oft auch vor, dass sich Figuren beim Schreiben selbstständig machen und plötzlich in eine andere Richtung gehen, als ich ursprünglich geplant hatte. In der Regel lasse ich sie dann einfach mal machen und guck mir das einige Seiten lang an, und wenn es mir gefällt, dann lass ich mich gerne von ihnen überreden und werfe meine ursprüngliche Planung über den Haufen. Im Mind Ripper waren Jamie und Zack zum Beispiel ganz groß darin, mich herauszufordern. ;o) In der ursprünglichen Planung sollten die beiden eigentlich Brüder sein, aber die zwei waren mit dieser Rollenzuweisung nicht so ganz einverstanden und hatten etwas ganz anderes im Sinn. ;o) Also hab ich sie machen lassen und sie hatten mich ziemlich schnell überzeugt, dass die neue Konstellation um Längen spannender zu schreiben – und hoffentlich auch zu lesen! – ist. :o)

Die Veröffentlichung

  1. Du bist ja als Indie-Autorin tätig, also ohne Verlag – wie kam es dazu? Hast Du Dich bewusst gegen die Arbeit mit den Verlagen entschieden? Oder bist Du vielleicht noch auf der Suche?
Ich hätte sehr gerne einen Verlag für den Mind Ripper, aber dort einen Programmplatz zu bekommen, ist unglaublich schwierig.
  1. Bisher ist Dein Buch nur als eBook erschienen. Wird sich das noch ändern oder bleibst Du bei den eBooks?
Ich hoffe, dass mit genug positivem Feedback vielleicht ein Verlag Interesse am Mind Ripper zeigen wird, dem ich dann gerne die Printrechte überlasse.
  1. Schreibst Du eigentlich unter einem Pseudonym oder ist das Dein richtiger Name? Falls Du unter einem Pseudonym schreibst: warum hast Du Dich dafür entschieden?
Nadine ist mein richtiger Vorname und Erdmann mein Mädchenname. Als ich geheiratet habe, wollte ich keinen Doppelnamen, weil ich die schrecklich finde, aber meinen Namen „aufgeben“ wollte ich auch nicht unbedingt. Also habe ich ihn als Pseudonym behalten.
  1. Hast Du noch weitere Projekte in Planung? Kannst Du uns eines verraten?
Im Moment arbeite ich am zweiten Teil der FatefulFuture-Reihe, denn auch wenn der Mind Ripper in sich abgeschlossen ist, haben die Figuren noch so einiges mehr zu erzählen und zu erleben. ;o)

Persönliches

  1. Was ist Dein Lieblingsbuch? Deine Lieblingsreihe? Wer ist Dein/e Lieblingsautor/in?
DAS Lieblingsbuch, DIE Lieblingsreihe und DEN/DIE Lieblingsautor/in hab ich nicht. Ich mochte Harry Potter recht gern, ich liebe die Mortal Instruments-Reihe von Cassandra Clare und von Jonathan Strouds Lockwood&Co war ich ebenfalls begeistert. Momentan lese ich Dream Thieves, den zweiten Band aus Maggie Stiefvaters Raven Cycle, und Blue und die Raven Boys haben es mir auch ziemlich angetan.
  1. Liest Du persönlich lieber eBooks oder Printausgaben?
Das ist mir relativ egal. Ich stöbere wahnsinnig gern durch Buchhandlungen, besonders wenn die ein kleines Café haben und ich dort herrlich sitzen und in die Bücher reinschmökern kann, bevor ich entscheide, welches mit nach Hause darf. eBooks sind aber auch klasse, weil die ganz schnell und einfach mit ein paar Klicks runtergeladen sind, was wahnsinnig praktisch ist, wenn man beim Stöbern im Internet auf eine Geschichte stößt, die man dann in Null Komma Nix sein Eigen nennen und lesen kann.
  1. Wo liest Du am liebsten?
Zuhause auf dem Sofa, im Bett oder auf dem Balkon.
  1. Was ist Dein Lieblingsgenre?
Hab ich nicht. Eine Geschichte muss mich ansprechen und irgendwie berühren, dann ist mir das Genre völlig egal.
  1. Was ist Deine Lieblingsfarbe?
Das wechselt. Meistens mit den Jahreszeiten.
  1. Was ist Deine ehrliche Meinung zu uns Literaturbloggern? Was findest Du gut und was ist ein absolutes No-Go?
Es ist ein ziemlich mulmiges Gefühl, seine Geschichte aus der Hand zu geben, sie von Wildfremden lesen und auseinanderpflücken zu lassen und die ganze Zeit nur mit schwitzigen Händen abwarten zu können und befürchten zu müssen, dass man die Kritik mit einem glühend heißen Messer ins Herz gestoßen bekommt. Keine Ahnung, ob das besser wird, wenn man irgendwann ein „alter Hase“ im Geschäft ist, im Moment ist es bei mir jedenfalls noch echt heftig. Aber da müssen der Mind Ripper und ich jetzt halt durch. ;o)
Als ich daher in der BuchBloggerSzene nach Verbündeten gesucht habe, die vielleicht bereit wären, mir ein bisschen beim Werbetrommelrühren zu helfen, war ich am Anfang schon ziemlich nervös. Wer steckt da hinter den Blogs? Wer liest da womöglich meine Geschichte und nimmt sie dann gnadenlos auseinander? Als ich mir dann die ersten Blogs angesehen hatte, legte sich die Nervosität aber zum Glück bald ein bisschen. Ich fand es echt beeindruckend, wie viel Mühe sich viele mit ihren Blogs machen. Sei es im Design, mit eigenen Bewertungssystemen, Challenges, zu denen Ihr Euch gegenseitig herausfordert, oder witzigen Aktionen für Eure Leser. Ich glaube, Buchschreiber und Blogschreiber sind gar nicht so verschieden. Buchschreiber stecken ihre Arbeit, ihre Zeit und ihr Herzblut in ihre Figuren und Geschichten. Blogschreiber tun das gleiche mit ihren Rezis, Challenges und Aktionen. Und wir alle hoffen auf positives Feedback durch unsere Leser.
Absolute No-Gos“ hab ich keine gesehen. Auf jedem Blog, den ich mir angesehen habe, überwogen die positiven Rezis und Bücher, die den jeweiligen Blogger weniger überzeugt hatten, wurden nie unfair niedergemacht, sondern die entsprechenden Kritikpunkte wurden erklärt und mit Argumenten und Beispielen dargelegt. Und Geschichten sind ja nun mal auch Geschmacksache. Auf manchen Blogs gab es Einträge über abgebrochene Bücher, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zuende gelesen wurden. Aber auch die wurden nie „runtergemacht“, sondern es hieß dann meistens abschließend nur: „war einfach nicht meins“.
Bei einigen Bloggern hab ich mich besonders wohl gefühlt. Sei es, weil ich bei vielen Rezis auf ihren Seiten meinen eigenen Geschmack wiedergefunden hab und damit dachte, dass der Mind Ripper auch zu ihnen passen könnte, oder weil sie mir durch ihr „Über Mich“ sympathisch waren, oder ich einfach das Gefühl hatte, dass es eben „passen“ könnte. Diese Blogger hab ich dann angeschrieben und gefragt, ob ich sie als Verbündete beim Werbetrommelrühren gewinnen könnte. Und ich hab mich riesig gefreut, als ich einige unglaublich liebe Rückmeldungen bekommen habe. Manche haben den Mind Ripper mittlerweile sogar schon gelesen und rezensiert, andere sind gerade dabei oder wollen es tun, sobald ihre Zeit es zulässt. Die Links zum bisherigen Feedback sammle ich und werde sie demnächst auf meiner Homepage veröffentlichen. Nach und nach wird diese Liste dann immer weiter ergänzt werden. Wer will, kann also gerne noch mitmachen. ;o)
Besonders schön ist, dass ich bei der gesamten Aktion ein paar richtig nette Leute kennengelernt habe, mit denen ich auf jeden Fall weiter in Kontakt bleiben werden, weil es eben einfach „passt“. :o)  


Liebe Nadine,
nochmals vielen Dank, dass Du Dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Unser Austausch hat mir viel Freude bereitet und ich hoffe, wir bleiben auch weiterhin in Kontakt. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Schreiben und ganz viele Leser :)

2 Kommentare:

  1. Hallo..wundervolles Interview :) Vielen Dank und ich bin ja jetzt wirklich extrem neugierig auf das Buch..ich muss es leseeeeen :)...glg Franzi ps: Viel Spass mit The Queen of the Tearling..ich bin gespannt was du hinterher sagst, ich bin schon durch.

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