Mittwoch, 29. Mai 2013

[Rezension] Liberty 9 - Sicherheitszone von Rainer M. Schröder

© cbj
Autor: Rainer M. Schröder
Dt. Reihentitel: Liberty 9 Dilogie
Dt. Titel: Sicherheitszone
Dt. Erstausgabe: 08/2012
Verlag: cbj
Format: Hardcover
Seitenzahl: 496
ISBN-10: 3570154645
ISBN-13: 978-3-570-15464-9
Preis: 18,99 €



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Kendira beherrscht die Regeln. Liberty 9, das riesige Valley samt der beeindruckenden Lichtburg, in der 200 junge Auserwählte leben, ist ihr Zuhause. In völliger Abgeschiedenheit und umgeben von undurchdringlichen Schutzanlagen, leben die so genannten Electoren nach einem vorgegebenen Tagesrhythmus: Morgenappell, Unterricht, hochkonzentrierte computeranimierte Trainings. Kendira glaubt zu wissen, warum. Sie trainiert für einen höheren Zweck – doch nicht alle in Liberty 9 sind so privilegiert wie sie. Der junge Dante ist kaum mehr als ein Sklave. Kendira darf er sich eigentlich gar nicht nähern, doch eine unwiderstehliche Anziehungskraft bringt die beiden zusammen. Dantes Zweifel am grausamen System machen auch Kendira misstrauisch – und bringen beide in größte Gefahr. Denn Liberty 9 ist sicher – todsicher.

Inhalt

Kendira ist eine Alpha-Elector - eine der Auserwählten, die schon bald für den Erhabenen Dienst im Lichttempel abgeholt werden. Aufgewachsen in Liberty 9, kennt sie nichts anderes als blinden Gehorsam, überdurchschnittlichen Ehrgeiz und eiserne Disziplin. Nie hat sie das System in Frage gestellt, bis zu dem Tag, an dem sie Dante kennenlernt...

Charaktere

Kendira repräsentiert alles, was das System ausmacht. Sie ist gehorsam, pflichtbewusst, ehrgeizig, sportlich und stellt vor allem keine lästigen Fragen. Gleichzeitig bedeuten ihr aber ihre Freunde genug, um durchaus mal eine Regel so weit zu beugen, dass sie ihren Liebsten retten kann - denn Fehlverhalten wird hart bestraft. Das kommt Dante zugute, der von Kendira bei einem Code-9 Verstoß erwischt wird. Denn so sehr sie die Pflicht ruft, so wenig möchte sie Schuld an irgendjemandes Tod tragen - somit lässt sie ihn ziehen. Aus dem einmaligen Treffen werden mehrere und je mehr Zeit sie mit Dante verbringt, desto mehr beginnt sie zu zweifeln...

Dante ist bei den sogenannten Selectionen durchgefallen und somit zu einem Leben als Servant verdonnert. Als solcher ist er nicht viel mehr als ein Sklave, der alle niederen Arbeiten verrichten und die Electoren bedienen muss. Im Gegensatz zu vielen anderen findet Dante sich aber nicht mit seinem Schicksal ab, sondern sucht einen Weg, um der Sicherheitszone zu entfliehen. Er ist intelligent und aufmerksam; er hinterfragt Dinge, die für alle anderen selbstverständlich sind.

Eigene Meinung

"Liberty 9 - Sicherheitszone" von Rainer M. Schröder ist mit keiner Dystopie vergleichbar, die ich bisher gelesen habe. Man hat weder eine zentrale Liebesgeschichte, noch rasante Actionszenen - dennoch fühlte ich mich gut unterhalten.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, dabei aber durchaus recht anspruchsvoll. Durch die übermäßig ausschweifenden Beschreibungen und die Detailverliebtheit des Autors, kriegt man zwar einen guten Überblick über das Setting, gleichzeitig wird man aber auch seiner eigenen Fantasie beraubt. Das Geschehen wird im personalen Erzählstil aus Sicht von Kendira in der 3. Person erzählt, abgesehen von 3 Kapiteln, die von einem unbestimmten Mann erzählt werden. Leider wird das Lesevergnügen durch auffällig viele Tippfehler geschmälert, manchmal sind auch ganze Worte vertauscht - sehr ärgerlich!

Die Charaktere fallen allesamt sehr blass aus. Selbst die Protagonistin, deren Gefühls- und Gedankenwelt unmittelbar mit uns geteilt wird, erreicht leider keinen Tiefgang. Die klischeehafte Rollenbesetzung macht das nicht gerade besser, so sind alle Sympathieträger hübsch und die Antagonisten alt, dick oder hässlich.

Der Einstieg in die Geschichte fiel nicht leicht, muss man doch erstmal ein wahres Bombardement an Fremdwörtern verarbeiten, die entweder von altbekannten abgeleitet wurden oder eine ganz neue Bedeutung bekommen haben. Hat man das hinter sich gebracht, beginnt das große Warten. Ganz gemächlich und ausführlich lernt man als Leser Liberty 9, die nötigen Figuren und in groben Zügen die dystopischen Gegebenheiten kennen. Verwunderlich dabei ist, dass trotz der detaillierten Beschreibungen noch viel zu viele Fragen offen bleiben. Dabei würde ich wetten, dass einige davon nichtmal im zweiten und letzten Band beantwortet werden, aber das ist reine Spekulation.

Trotz des ruhigen Tempos und den nur im geringen Maße vorhandenen Spannungsbogen liest sich die Geschichte gut weg und man will schon wissen, worauf es hinausläuft, denn zumindest ich hatte das Gefühl, den roten Faden suchen zu müssen. Nachdem ich nun mal in Liberty 9 angekommen war, musste ich immer wieder darüber staunen, was für eine komische Mischung aus militärischem Klosterleben und hochmodernem Internat die Sicherheitszone darstellt. Dabei frage ich mich auch jetzt noch, warum der Bezug zum Christentum so in den Mittelpunkt gestellt wurde. Natürlich war auch mir schon nach wenigen Kapiteln klar, dass es frappierende Ähnlichkeiten gibt, aber die zentrale Rolle, die sie unseren zweifelnden Protagonisten zu verdanken hat, erklärt sich mir noch nicht. Auch hier heißt es wohl wieder: abwarten und auf Antworten hoffen.

Eine bescheidene Lovestory ist natürlich auch vorhanden, obwohl diese nicht wirklich nennenswert ist. Die Protagonistin selbst sagt, dass es in ihrer Situation wichtigeres gibt als Beziehungsprobleme und da hat sie natürlich recht, trotzdem hätte eine gelungene Liebesgeschichte vielleicht das gewisse, fehlende Etwas sein können. Enttäuschend finde ich, dass die kaum nennenswerten Gefühle trotzdem in einer Dreiecksbeziehung enden. Muss das immer sein?

Das Cover empfinde ich als sehr ansprechend und überaus passend für eine Dystopie. Die vorherrschenden Blautöne sprechen mich persönlich natürlich an, immerhin ist Blau nebst Grün meine Lieblingsfarbe, aber das ist ja dann auch wieder Geschmackssache. Nur wunder ich mich natürlich, warum die Frau blond ist, immerhin ist Kendira brünett und vielleicht wäre das Symbol Hyperions aussagekräftiger gewesen, dennoch ist es nett anzusehen.

Fazit

Rainer M. Schröders "Liberty 9 - Sicherheitszone" ist eine eher eigenwillige Dystopie. Die Charaktere fallen allesamt simpel und blass aus, von Action oder ergreifender Spannung kann keine Rede sein. Trotz überausführlichen Beschreibungen beendet man dieses Buch mit mehr offenen Fragen als Antworten und große Gefühle sucht man hier vergeblich. Alles in allem wollte ich schon wissen wie es weitergeht und fühlte mich auch gut unterhalten, doch der Funke ist nicht übergesprungen und letztlich hab ich mehr zu meckern als zu loben. Für diese eher mittelmäßige Leistung vergebe ich darum 3/5 Bücher und hoffe inständig, dass die Fortsetzung so einiges wieder rausreißt.

Der Autor

Rainer M. Schröder, 1951 in Rostock geboren, ist einer der profiliertesten deutschsprachigen Jugendbuchautoren. Mit seinen bis ins kleinste Detail exakt recherchierten und spannend erzählten historischen Jugendromanen begeistert er seit mehr als zehn Jahren seine Leserschaft. Nachdem er viele Jahre ein wahres Nomadenleben mit zahlreichen Abenteuerreisen in alle Erdteile führte, lebt er heute mit seiner Frau in den USA.

Die Reihe

Liberty 9 Dilogie
  1. Sicherheitszone

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