Freitag, 18. März 2016

[Rezension] Feuerrot von Nina Blazon

Die Autorin: Nina Blazon
Dt. Titel: Feuerrot
Dt. Erstausgabe: 21.02.2016
Verlag: Ravensburger
Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre
Format: Hardcover
Seitenzahl: 512
ISBN-10: 3473401331
ISBN-13: 978-3473401338

Preis: 16,99 €
Ein mysteriöser Gast kommt ins Haus des Ravensburger Kaufmannes Humpis. Schon am ersten Tag flirtet Lucio mit der schönen Magd Magdalene. Doch er ist ihr nicht geheuer, in seinen Bernsteinaugen lodert ein gefährliches Feuer. Ihre Ahnung soll sie nicht täuschen: Als sie nicht auf Lucios Verführungskünste hereinfällt, nennt er sie eine Hexe. In Zeiten der Inquisition kommt dies einem Todesurteil gleich ...

Meine Meinung

"Feuerrot" von Nina Blazon ist ein außerordentlich gelungener historischer Roman für junge Leser.

Immer wieder lobe ich die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Autorin und auch dieses Mal kommt ihr das zugute. Dass sie märchenhafte Fantasy-Bücher zu schreiben vermag, war mir bewusst, aber historische Romane sind ein ganz anderes Kaliber. "Feuerrot" beweist jedoch, dass Blazon auch dieses Genre beherrscht.

Da sich dieser Roman an ein jüngeres Publikum richtet, liest er sich nicht so "schwer" wie andere historische Werke. Man kommt zügig voran und hat leichten Zugang zu den verschiedenen Figuren. Gewaltszenen gehen nicht ins Detail und die Interaktion zwischen Bediensteten und der Oberschicht erscheint ziemlich utopisch; abgesehen davon kann sich "Feuerrot" definitiv mit der Konkurrenz für Erwachsene messen.

Der Plot ist zu Anfang etwas schwerfällig, was vor allem daran liegt, dass der Klappentext ein Ereignis anspricht, dass erst nach etwa 300 Seiten eintritt. Zugegeben, eine bessere Alternative fällt mir nicht ein, aber ich habe mich beim Lesen schon dabei erwischt, dass ich darauf gewartet habe, dass "es losgeht". Langweilig ist die Geschichte allerdings an keiner Stelle; ich hatte zu Anfang nur etwas anderes erwartet.

So hat sich ein kleiner Teil von mir gefragt, ob es sich nicht vielleicht doch um eine fiktive Realität handelt, in der Hexen Wirklichkeit sind. Erst als klar war, dass die Entstehung des "Hexenhammers" eine zentrale Rolle spielt, verabschiedete ich mich von diesem Gedanken. Das kommt halt davon, wenn man zu viel Fantasy liest - vor allem von derselben Autorin.

Der Mangel an Magie war aber kein Grund zur Enttäuschung. "Feuerrot" eröffnet uns einen Einblick in einen sehr dunklen Abschnitt unserer Vergangenheit. Als der Hexenhammer das erste Mal erwähnt wurde, bekam ich eine Gänsehaut, die sich lange Zeit gehalten hat. Bei jeder Szene mit dem Inquisitor verkrampfte sich alles in mir und ich wurde immer wütender, je weiter die Geschichte voranschritt. Blazon thematisiert ganz stark die Misogynie des Mittelalters; mehrmals spricht sie indirekt oder auch ganz direkt die Frage an, warum nur Frauen verfolgt werden.
"So ist die Frau als solche schon mangelhaft, nur ein unvollkommenes Tier, das jedoch hervorragend lügen und täuschen kann." (Heinrich Kramer, Seite 355)
Der historische Kontext wurde ausführlich recherchiert, was sich auch in der Geschichte wiederspiegelt. Die Protagonisten sind fiktive Figuren, aber die namhaften Leute, auf die sie treffen, hat es so tatsächlich gegeben. Zu Anfang jedes Kapitels hat die Autorin ein passendes Zitat ausgesucht; ein Zauberspruch aus der damaligen Zeit, etwas über Alltagsmagie, Auszüge aus dem Hexenhammer oder aus der Korrespondenz der Protagonisten. So kriegt man ein gutes Gespür für die damaligen Verhältnisse und kann sich das Ravensburg des 15. Jahrhunderts gut vorstellen. 

Fazit

Nina Blazons "Feuerrot" ist ein historischer Roman für Jung und Alt. Da sich die Autorin an jüngere Leser richtet, ist es leichtere Kost als der traditionelle historische Roman, bietet ansonsten aber altersübergreifend gute Unterhaltung. Die Geschichte ist schön und traurig zugleich - wie könnte es bei zwei Liebesgeschichten vor dem Hintergrund der Inquisition auch anders sein?

Alles in allem ist "Feuerrot" ein unterhaltsamer Roman; informativ und gut recherchiert. Mit sympathischen Protagonisten und einer dichten Atmosphäre, die uns beim Lesen vorgaukelt, tatsächlich im Ravensburg des 15. Jahrhunderts zu sein. Ich kann es nur empfehlen - gute 4/5 Bücher!

Die Autorin

Nina Blazon studierte Germanistik und Slavistik. Seit 2003 schreibt sie Kinder- und Jugendbücher in den Genres Fantasy, Historischer Roman und Krimi. Alle Infos zu den Kinder- und Jugendbüchern finden sich auf der Seite www.ninablazon.de

Im Juni 2015 erschien ihr erster Roman für erwachsene Leser: "Liebten wir". Fotos der Recherchereisen nach Finnland und alle weiteren Infos zum neuen Buch finden sich auf der Homepage www.ninablazon.com

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