Donnerstag, 31. Januar 2013

[Rezension] Leiden sollst Du von Laura Wulff

Autorin: Laura Wulff
Dt. Titel: Leiden sollst du
Band: 1/3
Dt. Erstausgabe: 02/2013
Format: Klappbroschur
Seitenzahl: 400
ISBN-10: 38627849705
ISBN-13: 978-3862784974
Preis: 8,99 €








Ein Mörder mit einem perfiden Plan, eine junge Frau auf Abwegen und ein Kommissar im Rollstuhl: der erste Fall für die Zuckers! War es wirklich ein Unfall? Die 17-jährige Julia, monatelang vermisst, wird plötzlich tot am Kölner Rheinufer angespült. Gerichtszeichnerin Marie Zucker lässt das Ganze keine Ruhe – denn ihr Cousin Ben war mit der Toten befreundet, und jetzt scheint ihn ihr Tod kaltzulassen. Marie bittet ihren Mann Daniel um Hilfe, einen Kriminalkommissar, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist. Doch er zögert, wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren, und zwingt sie so, zunächst auf eigene Faust ermitteln. Sie findet heraus, dass Ben seit Wochen bedroht und verfolgt wird. Und dann taucht die nächste grausam entstellte Leiche auf. Ist Marie dem Mörder etwa den entscheidenden Schritt zu nahe gekommen?

Inhalt

Am Rheinufer wird die Leiche der seit einem Jahr vermissten Julia Kranich gefunden. Augenscheinlich war es ein Unfall, aber Marie Zucker ist das Ganze suspekt. Vor allem, weil sich ihr Cousin Benjamin, der mit dem „Unfallopfer“ befreundet war, auffällig seltsam benimmt. Immerhin hat er sie am Tag vor ihrem Verschwinden noch gesehen…

Gleichzeitig hat ihr Mann mit seinen eigenen Windmühlen zu kämpfen. Seit einem tragischen Sturz vor einem halben Jahr ist er querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Als ehemaliger Hauptkommissar macht er es Marie nicht schwer, ihn für ihre Idee, die Unschuld Benjamins zu beweisen, zu gewinnen. So setzen sich beide gemeinsam an diesen Fall und kämpfen dabei jeweils mit ihren ganz eigenen Waffen…

Charaktere

Marie Zucker ist eine unauffällige, aber nett anzusehende Frau. Mit ihren blonden Locken, die ihr nur bis auf die Schulter fallen, und den großen grünen Augen wirkt sie auf die meisten gleich sympathisch. Durch ihren leicht biederen Businesslook trifft sie nicht nur souverän und reif, sondern auch langweilig und überkorrekt auf. Sie hat einen Blick fürs Detail und kann sich Gesehenes gut einprägen. Durch ihr Einfühlungsvermögen findet sie meist den richtigen Ton und schafft es so, recht schnell einen Draht zu anderen Menschen aufzubauen. Hinter ihrer „perfekten“ Fassade versteckt sie aber die Narben, die ihre Eltern bei ihr hinterlassen haben. Mit ungewöhnlichen und strengen Methoden wurde sie der Oberschicht angemessen erzogen und man hat ihr die guten Manieren, das ordentliche Auftreten und das „damenhafte“ Verhalten förmlich eingeprügelt. In den seltenen Momenten, in denen sie aus ihrer Haut fährt, erwischt sie ihre Mitmenschen eiskalt.

Daniel Zucker ist das ziemliche Kontrastprogramm zu seiner Frau. Er ist groß, sportlich und eher der „dunkle“ Typ. Nahezu schwarze Haare, dunkle Augen und sein Ziegenbart in Kombination mit seinem strengen Blick lassen ihn beinahe gefährlich erscheinen. Auch er hatte es in seiner Kindheit nicht leicht. Nachdem er jahrelang mit ansehen musste, wie seine Mutter fast tot geprügelt wurde, war er selbst kurz davor, seinen Vater zu erstechen. Letztendlich entschied er sich für die Hilfe der Polizei und beschloss daraufhin, selbst Polizist zu werden. Sein Job beim KK 11 ist für ihn weitaus mehr als nur ein Beruf – es ist seine Leidenschaft, er füllt ihn aus und die Zentrale ist seine zweite Heimat geworden. Dementsprechend hart trifft es ihn, dass er durch seinen Unfall gezwungen ist, die Abteilung zu wechseln. Doch er wäre nicht Daniel Zucker, wenn er kampflos aufgeben würde. So kommt ihn der Arschtritt und der Fall um Julia Kranich gerade recht…

Meine Meinung

Leiden sollst Du“ von Laura Wulff ist der erste Thriller seit einer gefühlten Ewigkeit und ich glaube auch der Erste, den ich wirklich durchgelesen habe.

Blutige Cover schrecken mich in der Regel gleich ab und ich werfe keinen zweiten Blick darauf. In diesem Fall war es, Gott sei Dank, nicht ganz so schaurig und je länger ich das Buch mit mir herumtrug, desto „ansprechender“ fand ich es. Der Titel des Romanes, der auch das Zentrum des Covers ist, findet sich selbst in der Story wieder, was mir immer sehr gut gefällt. Ich liebe einfach diese „Aha-Effekte“.

Der Schreibstil ist einladend, charakteristisch und flüssig. Dank meiner Teilnahme an Wulffs Premierenlesung, hörte ich die ganze Zeit Lauras Stimme in meinem Ohr. Ein sehr witziger Nebeneffekt!

Die Perspektive wechselt hauptsächlich zwischen Marie und Daniel hin- und her, wenige Passagen erlebt man mit Ben und der Prolog ist aus Sicht des Opfers geschildert. Es gibt natürlich auch einen Epilog, wodurch ein schöner Rahmen geschaffen wird.

Die Charaktere sind nicht unbedingt die leichtesten oder angenehmsten Zeitgenossen, aber mit der Zeit wird man mit ihnen warm. Marie hat es mir diesbezüglich nicht schwer gemacht und zu Anfang war sie mein Anker, aber mit ihrer „Mädchenseite“ kam ich absolut nicht klar. Daniel war am Anfang der reinste Kotzbrocken, der sich in seinen Überlegungen leider immer wiederholt hat. Irgendwann war mein Mitgefühl aufgebraucht und ich blieb völlig entnervt. Benjamin ist ein Fall für sich und vor allem ist er so was von verzogen! Gerade ihm gegenüber hätte ich mir etwas mehr Strenge seitens Marie gewünscht.

Die Geschichte hat ihre Höhen und Tiefen. Den Anfang empfand ich als recht zäh, aber schnell nahm das Tempo an Fahrt auf. Die Handlung verlief so völlig anders als ich es erwartet hatte, dass ich aus dem Staunen/Schrecken nicht mehr rauskam. Ich kann nur jedem raten, sich Zeit zu nehmen, denn wenn man bei den spannendsten Szenen unterbrochen wird, weil die Mittagspause rum ist oder man doch mal schlafen sollte, ist das echt richtig fies!

Die Spannung wurde kontinuierlich weiter aufgebaut, auch wenn es immer mal wieder Höhepunkte gab, die meine Nerven ganz schön fertig gemacht haben.

Einen kleinen Punktabzug gibt es dafür, dass sich manche „Rückblenden“ so oft wiederholt hatten. Irgendwann wusste man, was das Verhalten der Protagonisten zu bedeuten hatte, man musste nicht unentwegt darauf aufmerksam gemacht werden. Manche „Gedankengänge“ waren auch so lang, dass ich mir nur dachte: „Na, mal schauen ob der Täter nicht gleich schon über alle Berge ist.“, aber das brachte mich mehr zum Schmunzeln als zum Verzweifeln.

Die Stadt Köln durfte ich mal durch eine ganz neue Perspektive kennenlernen und manche Orte möchte ich jetzt schon gerne mal wieder besuchen. Bestimmt sehe ich das nächste Mal überall Marie, Daniel und Ben…

Fazit


Mit „Leiden sollst Du“ beweist Laura Wulff, besser bekannt als Sandra Henke, dass sie keinesfalls an das Erotikgenre gebunden ist. Sie hat einen aufreibend spannenden Thriller konzipiert, der sogar mich, bekennender Thriller-/Krimihasser, begeistern konnte. Die Charaktere sind komplex, authentisch und alles andere als perfekt. Sie stehen sich zwar oft selbst im Weg, aber sind im Herzen Kämpfer. Der Spannungsbogen ließ meine Nerven zittern und hielt mich vom Schlafen ab, aber das spricht doch, in diesem Fall, im Zweifel für den Angeklagten, oder? Für mich ist dieser Roman eine ganz klare Kaufempfehlung! 5/5 Bücher!

Die Autorin

Laura Wulff ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin, die in der Nähe von Köln lebt und arbeitet. Obwohl sie das Gelübde "Bis dass der Tod euch scheidet" ernst nimmt, hofft sie, dass ihr Name trotzdem nie in einer Ermittlungsakte der Kriminalpolizei auftauchen wird. Sie trinkt gerne ein Glas blutroten Wein, findet, dass Neid die Seele vergiftet, und könnte nicht für Schuhe morden, aber für ein gutes Buch.

Pseudonym für: Sandra Henke

Die Reihe

Zucker-Krimis

  1. Leiden sollst du
  2. Nr. 13
  3. Töte und lebe!

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