Montag, 7. Januar 2013

Rezension zu Renegade - Tiefenrausch von J. A. Souders

© ivi Verlag
Autor(in): J. A. Souders
Titel: Renegade - Tiefenrausch
Dt. Erstausgabe: 08/2012
Verlag: ivi
Format: Hardcover
Seitenzahl: 368
ISBN-10: 3492702813
ISBN-13: 978-3-492-70281-2
Preis: 16,99 €






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Klappentext

Evies Leben ist perfekt – perfekt geplant und überwacht von Mutter, der Herrscherin über die Unterwasserstadt Elysium. Schon bald soll die 16-Jährige über die geheimnisvolle Welt regieren. Doch als sie sich ausgerechnet in ihren Feind verliebt, wird klar, dass das perfekte Leben in Elysium eine einzige Lüge ist.

Elysium liegt am Grund des Meeres, abgeschirmt vom Rest der Welt. Dort hat Mutter ein Paradies für all jene Menschen geschaffen, die vor den Kriegen der Oberfläche fliehen konnten. Sie organisiert den Alltag der Bewohner, schützt sie vor Gefahren und regelt sogar die Geburten. Doch dieser Friede wird teuer erkauft – Gefühle sind in Elysium verboten, Berührungen unter Liebenden werden mit dem Tod bestraft. Evie vertraut in dieses System – doch als Gavin, ein Oberflächenbewohner, in ihre Welt eindringt, weckt der junge Mann Zweifel in ihr: Warum plagen sie Erinnerungslücken? Weshalb besteht Mutter auf Evies tägliche Therapie-Sitzungen? Und wieso kann sie sich durch Gavin an Dinge erinnern, die absolut unmöglich sind? Evie erkennt, dass sie Teil eines gewaltigen Plans ist, aus dem es für sie ohne Gavin kein Entrinnen gibt.

Inhalt

Evelyn lebt in Elysium. Einer Stadt, gegründet, um dem Krieg auf der Oberfläche zu entfliehen und ein Utopia zu erschaffen. Die Herrscherin dieses Matriachats ist die „Mutter des Volkes“, die ihre „Kinder“ mit harter Hand regiert. Der kleinste Verstoß, beispielsweise Berührungen zwischen Unverpaarten, wird mit dem Tod bestraft und das höhere Ziel dieses Utopias ist es, den perfekten Menschen zu erschaffen.

Evelyn ist die „Tochter des Volkes“ und als solche nicht nur privilegiert, sondern auch gefangen in einem goldenen Käfig. Als sich eines Tages ein Oberflächenbewohner in ihren Garten verirrt, siegt die Faszination und sie liefert ihn nicht direkt aus. Mit Hilfe zur Flucht wird sie zur Staatsfeindin und muss erkennen, dass ihr ganzes Leben nur aus Lügen besteht…

Charaktere


Evelyn ist die Tochter des Volkes, dazu auserwählt, weil sie die besten Gene hat, nicht aus verwandtschaftlichen Verhältnissen zu der sogenannten „Mutter“. Als solche ist es ihr Recht, sich zu verpaaren, was keineswegs selbstverständlich ist, und ihr genetisches Material in den Genpool einzubringen. Obwohl sie in dieser Hinsicht perfekt sein soll, ist sie nicht ganz normal. Immer wieder lässt sie ihr Kurzzeitgedächtnis im Stich und sie leidet unter den Folgen – für viele wirkt sie dadurch nur wie hübsche, dumme Zuchtstute.

Gavin kommt von der Oberfläche. Gemeinsam mit seinem besten Freund sucht er Schutz in einer Höhle und findet durch Zufall den Zugang nach Elysium. Dort angekommen muss er erst den Tod seines Freundes miterleben und wird selbst in den Kerker geworfen. Dort beweist er nicht nur Sturheit, sondern auch Intelligenz. Schnell blickt er hinter die Fassade dieser offensichtlich perfekten Welt und kann sogar Evelyn helfen, sich zu erinnern.
Nicht nur durch sein Äußeres hebt er sich von den Bewohnern Elysiums ab. Diese sind blond und blauäugig, er dunkelblond mit grauen Augen, was normalerweise keinen großen Unterschied ausmacht, dort aber unverwechselbar ist. Allgemein ist er viel lockerer, hat mehr Spaß am Leben und den Mut zu kämpfen. Er ist stark und selbstbewusst und er erkennt, dass Evelyn alles andere als dumm und schwach ist…


Eigene Meinung

Renegade – Tiefenrausch von J. A. Souders ist ein unverwechselbares Leseerlebnis. Allein schon durch das Setting hebt sie sich von anderen Dystopien ab.

Eine Stadt auf dem Grund des Meeres, einzig durch Kuppeln aus Glas vor den Fluten und seinen Bewohnern geschützt. Hochmodern und völlig unabhängig von der Oberflächer. Sowas muss man sich erstmal vorstellen und vor allem ausdenken. Es ist nicht die Idee alleine, sondern die intensive Recherche und physikalische Logik, die beeindruckt. Unauffällig in die Dialoge mit eingearbeitet, lernt man alles Nötige, um diese Stadt authentisch wirken zu lassen.

Ganz allgemein ist der ganze Roman voll und ganz durchdacht und das merkt man schon im zweiten Kapitel. Was manche als störend bezeichnen, ist für mich eine visuelle Unterstützung zu dem Leseerlebnis. So gleichen sich die ersten drei Kapitel zu Anfang Wort für Wort. Außerdem werden die durch Kondition einprogrammierten Sätze farblich unterlegt. Schnell ist also klar, da stimmt doch etwas nicht und mich hat das direkt neugierig gemacht.

Die Geschichte wird komplett aus Sicht von Evelyn beschrieben, was in diesem Fall ziemlich genial ist. So erleben wir hautnah, was so eine Konditionierung für Folgen haben kann und müssen uns gemeinsam mit Evelyn jedes bisschen Information hart erkämpfen. Neben dem gut strukturiertem und klarem Schreibstil, überzeugt Souders durch sehr bildliche Beschreibungen, die die Fantasie anregen.

Die Charaktere sind schwer einzuschätzen und unberechenbar. Kein Wunder, bedenkt man die geistige Kontrolle, die „Mutter“ über sie alle ausübt. Gavin bildet da zwar die angenehme Ausnahme, aber auch er ist bis zur Hälfte ziemlich undurchsichtig und unberechenbar. Welche Motive leiten ihn? Was fühlt er? Da Evelyn sich nicht mal selbst kennt, kann man sie auch als Leser, trotz Ich-Perspektive, schlecht einschätzen.

Die Liebesgeschichte weckt eher ambivalente Gefühle in mir. Evelyns Position kann ich voll und ganz verstehen – sie ist fasziniert von der Oberfläche, der Reiz des Verbotenen steigert das Verlangen noch. Dass der Junge auch noch gut aussieht, intelligent und verständnisvoll ist, und ihr ganz Nebenbei hilft, ihre Erinnerungen zurück zu bekommen, sprechen für sich. Bei ihm ist die Sachlage schon anders. Natürlich nutzt er jede Chance, um zu überleben – wer kann es ihm verübeln? Auch hier hat er Glück, dass Evelyn attraktiv ist, aber es steht doch so einiges zwischen ihnen und sie hilft ihm sowieso. Warum verliebt er sich also? Ich weiß, ich kling jetzt wie die ultimative Skeptikerin, aber ich musste das mal so in den Raum werfen.

Die Geschichte ist ausgefallen, vor allem ist es interessant, dass Souders recht vage bleibt, was die Umstände betrifft. In welcher Zeit spielt das? Von welchem Krieg ist die Rede? Und so weiter. Immerhin hat man so Material für mögliche Fortsetzungen.

Interessant fand ich auch, dass der Kleidungsstil ziemlich modern war, vor allem natürlich, dass die Frauen, selbst die Vollstreckerinnen, Röcke oder Kleider und in der Regel hohe Schuhe tragen. Eine Heldin in Stöckelschuhen erlebt man selten in einer Dystopie.

In Bezug auf die Realität weist dieser Roman viele Parallelen auf und man ahnt, woher Souders die Inspiration hat. Das Idealbild des Menschen stellen große, blauäugige Blondinen dar. Woran erinnert uns das? Der Nationalsozialismus und die Arier. Irgendwie scheint unsere beschämende Geschichte immer wieder ein Aufhänger für die Amerikaner zu sein.
Nebenbei erinnerte mich Evelyn doch stark an Arielle – zumindest am Anfang. Die kleine Meerjungfrau hatte auch eine Höhle, in der sie Gegenstände von der Oberfläche sammelt, auch wenn es hier ein Brunnen ist, musste ich doch schmunzeln. Schade, dass sie nicht gesungen hat.

Fazit


J. A. Souders „Renegade – Tiefenrausch“ ist eine unvergleichliche Dystopie, die man gelesen haben muss. Sie ist gut durchdacht, wunderbar beschrieben und natürlich spannend. Das Setting ist einzigartig und wunderschön, die Charaktere vielseitig und unberechenbar. Eine Leseempfehlung für Fans von Dystopien, die nicht vor Blut zurückschrecken und mal was Neues entdecken wollen. 5/5 Bücher!

Die Autorin

J. A. Souders besaß schon als Kind eine übersprudelnde Phantasie: Um mit den Monstern unter ihrem Bett Freundschaft zu schließen, erzählte sie ihnen vor dem Einschlafen Geschichten. Bereits mit dreizehn Jahren fing sie an zu schreiben und engagiert sich heute als Autorin in zahlreichen Creative Writing Workshops. »Renegade« ist ihr erster Roman. Jessica Souders lebt in Florida mit ihrem Mann und zwei Kindern.

Weiteres zur Autorin unter: www.jasouders.com
 





 

8 Kommentare:

  1. Tolle Rezension! Ich kann dir vollkommen zustimmen! Das Buch ist sowas von genial. Ich habe es echt verschlungen.

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    1. Danke auch hier :) man kann das echt nicht weglegen - es ist einfach so anders!

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  2. Wow, das hört sich ganz und gar nach einem nächsten Muss an. Wirklich eine Neugier weckende Rezension. Danke dir!

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    1. Ich hab zu danken :) wenn meine Rezensionen das Interesse wecken, ist das die größte Bestätigung, weiterzumachen!

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    2. Und ob du weitermachen musst!!!

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  3. Schöne Rezi!
    Das Buch liegt noch auf meinem SuB,mal sehen wann ich dazu komme es zu lesen.

    LG May

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